BLKÖ:Melas, Michael Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Melichar, J. J.
Band: 17 (1867), ab Seite: 322. (Quelle)
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Melas, Michael Freiherr von (k. k. General der Cavallerie und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Schäßburg in Siebenbürgen im Jahre 1735, gest. zu Elbeteinitz in Böhmen 31. Mai 1806). Ueber Geburtsort und Jahr des Freiherrn von Melas sind die Angaben verschieden, nach Einigen ist er in Siebenbürgen zu Schäßburg, nach Anderen in Mähren geboren. Bezüglich des Geburtsjahres schwanken die Angaben zwischen 1730 und 1741, und selbst sein Todesjahr wird bald auf 1806 und wieder aus 1807 angesetzt. Ein [323] Soldatenkind, stammt er seiner Familie nach wohl aus Mähren, und wurde, während sein Vater zu Schäßburg in Station lag, daselbst geboren. 17 Jahre alt, trat er in das Infanterie-Regiment Arenberg Nr. 21 als Cadet ein, rückte in demselben während der Dauer des siebenjährigen Krieges, in welchem er auch bei Feldmarschall Daun [Bd. Ill, S. 168] die Stelle eines Adjutanten versah, zum Hauptmann vor; wurde dann Major im Infanterie-Regimente Adam Graf Batthyany Nr. 34, zu Anbeginn des Erbfolgekrieges Oberstlieutenant, und erhielt als solcher das Commando eines Grenadier-Bataillons. Im November 1781 wurde er zum Oberst im 7. Kürassier-Regimente befördert, im Jahre 1788 in gleicher Eigenschaft zum 10. Dragoner-Regimente übersetzt, mit welchem er den Türkenkrieg mitmachte, während der Dauer desselben zum General-Major vorrückte und bei Semlin die Brigade des zum Feldmarschall-Lieutenant beförderten Grafen Strassoldo erhielt. Die Brigade stand im Corps des Generals der Cavallerie Grafen Kinsky, das nach dem Falle Belgrads in Ungarn Winterquartiere bezog. Nach Ausbruch des Krieges mit Frankreich erhielt M. im Jahre 1793 eine Brigade bei der operirenden Armee an der Sambre, wurde im darauffolgenden Feldzuge Feldmarschall-Lieutenant und dem Corps des Generals des Cavallerie Grafen Blankenstein zugetheilt, dessen Commando er bald darauf übernahm. Er besetzte nun im September 1794 Oberkail und Spangen, bestand das glänzende Gefecht bei Kaiserslautern und nahm dann eine feste Stellung bei Blankenheim, die er aber, zu sehr isolirt und der feindlichen Uebermacht ausgesetzt, bereits am 5. October räumte, und bei Pulich, wo er sich mit Nauendorf’s Corps vereinigte, lagerte. Als dann Moreau’s Moselarmee heranrückte, und unsere Armeen über den Rhein zurückgehen mußten, bekam Melas seine Stellung zwischen Neuwied und dem rechten Ufer der Lahn, wo er die Cantonirungen bezog. Unter den vielen während dieser Zeit bestandenen glücklichen Kämpfen ist ein Angriff Kleber’s bei Zahlbach am 1. December, den Melas entschieden zurückwies, vor allem bemerkenswerth. Im Feldzuge des Jahres 1795 wirkte M. bei dem Siege von Mainz, bei der Eroberung von Mannheim und bei der Besetzung und Behauptung des linken Rheinufers von der Nahe bis Speyerbach mit. Im Feldzuge des Jahres 1797 erhielt M. seine Bestimmung nach Italien in der Armee des Feldzeugmeisters Beaulieu. Daselbst befehligte er im Lager bei Oliosi die Reserve. Als die kaiserliche Armee gegen die Gebirgspässe Tirols gedrängt wurde, führte M. seine Cavallerie und Reserve-Artillerie hinter Trient, hielt aber mit seiner Reiterei zugleich die Straße durch das Brentathal nach Bassano offen. Als Beaulieu bald darauf alters- und krankheitshalber das Commando niederlegte, übernahm es provisorisch Melas und führte es bis zur Ankunft Wurmser’s, dem er in den darauffolgenden Kämpfen treu zur Seite stand. Nach zweijährigem Frieden brach im Jahre 1799 der Kampf von Neuem aus. Da Friedrich Prinz von Oranien, der zum Anführer der Oesterreicher in Italien bestimmt war, unerwartet starb, erhielt der zum General der Cavallerie ernannte Melas den Befehl und traf am 9. April – die Schlacht bei Magnano war am 4. geschlagen worden – im Hauptquartiere ein. Er ging nun mit der Armee [324] über den Mincio und nahm in Valeggio das Hauptquartier, wo auch Suwarow, Oberbefehlshaber der 20.000 Russen, die mit unseren Truppen gemeinschaftlich kämpfen sollten, eingetroffen war. Melas’ Stellung, den russischen Sonderling zur Seite, war im Anbeginn keine erquickliche, und es bedurfte seiner ganzen Energie und seines Tactes, um das Einverständniß zwischen den verbündeten Truppen, welches durch die Extravaganzen des russischen Obercommandanten leicht zerstört werden konnte, aufrecht zu erhalten. Am 23. April rückte die Armee an die Adda, vollzog in der Nacht vom 26. auf den 27. den Uebergang, worauf Melas gegen Cassano vorrückte. An letzterem Orte ließ er den Brückenkopf mit Sturm nehmen. Nachdem der Feind in solcher Eile Rettung in der Flucht gesucht, daß er nicht einmal Zeit gefunden hatte, die Brücke, obgleich sie mit Brandzeug schon belegt war, hinter sich in Brand zu stecken, folgte M. den Fliehenden auf dem Fuße, vertrieb den Feind aus seiner vortheilhaften Stellung bei Cassano und verfolgte ihn unaufgehalten, worauf er über Gorgonzola gegen Mailand vordrang, wo ihm am 29. bei Creszenzago bereits die vornehmsten Abgeordneten der Stadt, mit dem Erzbischof an der Spitze, entgegen kamen, und Letzterer Melas die Schlüssel von Mailand überreichte. Nun folgten mehrere, für die kaiserlichen Waffen ebenso wichtige als ruhmvolle Bewegungen, denn es galt, die Absicht des Feindes, dessen zwei unter Moreau und Macdonald stehende Armeen sich um jeden Preis zu vereinigen suchten, zu vereiteln. Es wird hier auf die Darstellung in der österreichischen Militär-Zeitschrift 1812, Band I, hingewiesen. Die Bewegungen begannen am 1. Mai, am 10. ließ Melas die Citadelle von Tortona von der Stadt- und Feldseite einschließen; ein ihm von Moreau am 16. Mai bei Torredi-Garoffoli aufgedrungenes Gefecht blieb für Moreau ohne Erfolg, und Melas setzte seine Vorrückung weiter fort, schloß am 27. Turin von allen Seiten ein, ging am 10. Juni gegen Alessandria vor und kam am 17. bis vor Piacenza, wo er dem vor Macdonald’s Uebermacht in vollem Rückzuge begriffenen Feldmarschall-Lieutenant Ott begegnete. Die Zahl der Vortruppen war noch ziemlich geringe, und auch vereint mit der eben im Rückzüge befindlichen Division Ott’s einen Kampf zu unternehmen, jedenfalls gewagt. Nichtsdestoweniger entschloß sich M. dazu, um dem Feinde möglichst wenig Zeit zu lassen, um unsere nachrückenden Truppen nicht durch einen unerwarteten Rückzug zu beunruhigen und, um die Verbindung Moreau’s mit Macdonald um jeden Preis zu hindern. Das lebhaft begonnene Gefecht entwickelte sich nach und nach immer mehr und mehr, und unsere weit schwächeren Vortruppen hielten tapfer Stand, bis von der eigentlichen Armee die Regimenter Karaczay, Leveneur (Lewenehr), Lobkowitz-Dragoner und die russischen Hilfstruppen in den Kampf rückten. Mit dem Kantschu trieb Suwarow die Kosaken in’s Gefecht gegen die mit den Franzosen verbündeten polnischen Regimenter. Von diesen wurden mehrere Bataillone niedergehauen. Unter klingendem Spiele rückten unsere Regimenter, die Russen mit Gesang, in den Kampf, und eine totale Niederlage der Franzosen, die in allgemeiner Flucht ihr Heil suchten, besiegelte glänzend den Erfolg dieses Tages, 1000 Todte bedeckten den Wahlplatz und über 1200 Gefangene waren in die Hände der Unseren gerathen. [325] Aber dieser Sieg genügte nicht. Suwarow beschloß, am 18. Früh seinen Gegner Macdonald anzugreifen, und Melas rückte mit einem starken Corps nach; die ganze Nacht hindurch wurde an der Trebbia gefochten und am künftigen Tage die Schlacht an den Ufern des Flusses, von dem sie den Namen führt, fortgesetzt. Die Schlacht, in welcher auf beiden Seiten mit Hartnäckigkeit ohne Gleichen gekämpft wurde, währte bis 9 Uhr Abends, aber beide Theile behaupteten ihre Stellung, die sie am Morgen innegehabt, und so schien sie unentschieden. Als aber um Mitternacht Macdonald mit seinen durch die Kämpfe der vorigen Tage hart mitgenommenen Truppen in aller Stille über die Nura sich zurückzog. setzten die Unseren mit heranbrechendem Morgen dem sich zurückziehenden Feinde nach und betrieben die Verfolgung mit solchem Nachdrucke, daß theils an Verwundeten, theils an Nachzüglern über 8000 Gefangene in ihre Hände fielen. Die Kämpfe dauerten mit kleinen Unterbrechungen immer fort. Nach dem Falle der Citadelle von Alessandria faßte Suwarow die Idee, das genuesische Küstenland zu erobern. Das französische Heer wurde indessen verstärkt und an dessen Spitze Joubert gestellt. Am 15. August kam es zu der denkwürdigen Schlacht bei Novi, der blutigsten, welche bisher auf italienischem Boden gekämpft worden. Unsere Truppen fochten mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer. Einzelne Episoden dieses Schlachttages werden in der Kriegsgeschichte unvergessen bleiben. Melas und Suwarow, wie ihre beiden Armeen, überboten sich an Bravour, Ausdauer und Todesverachtung. So wurde von drei Grenadier-Bataillonen das von den Franzosen stark besetzte Plateau des Monte rotondo, ohne einen Schuß zu thun, mit gefälltem Bajonnete gestürmt, genommen und der Feind über den steilen Abfall zurückgeworfen. In den Weinbergen wurde mit der größten Erbitterung gekämpft und jeder zollbreit Erde mit Blut erkauft. Lange blieb die Schlacht unentschieden, bis die Franzosen[WS 1] zu weichen begannen und nun in rathloser Flucht – ihr Oberbefehlshaber war im Kampfe gefallen – das Weite suchten. 22 Geschütze, viele Fahnen und über 9000 Mann waren die Beute dieses Tages. Schon früher, am 15. Mai 1799, war M. außer Capitel mit dem Commandeurkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet worden, nun erfolgte noch seine Ernennung zum Inhaber des 6. Kürassier-Regiments. Noch fiel die Festung Tortona, am 11. September, in die Hände der Oesterreicher, dann aber zogen die Russen ab und Melas blieb nun selbstständiger Oberbefehlshaber des österreichischen Heeres in Italien. Die Stärke des Heeres betrug etwa 40.000 Mann, und ebenso stark war jenes der Franzosen, das unter dem Oberbefehle von Moreau und Championnet stand. Bis um die Mitte des Monats September fiel nichts Erhebliches vor, erst als am 14. September die feindlichen Vortruppen aus dem Stura-, Grana- und Mairathale vorbrachen, begannen die Kämpfe und Gefechte von Neuem. Unter diesen sind besonders zu erwähnen: das Gefecht bei Savigliano, am 18. September, das siegreich für die Unseren ausfiel, der Feind verlor 2 Geschütze, 23 Officiere, 600 Mann an Gefangenen und überdieß 1200 Mann an Todten und Verwundeten; die Erstürmung von Beinate, 19. October, bei welcher die Franzosen wieder große Verluste erlitten, die Gefechte [326] bei Mondovi, welche vom 21. bis 28. währten, ohne daß der Feind seine Absicht, dieses Ortes Herr zu werden, zu erreichen im Stande war; die Schlacht bei Genolo, 4. November, in welcher mehrere feindliche Bataillons, 180 Officiere und 4000 Mann gefangen wurden, und ebenso viele todt auf dem Platze blieben oder verwundet waren, und die Belagerung von Cuneo, welches am 19. November zur Uebergabe aufgefordert, nach 14tägiger hartnäckiger Vertheidigung sich ergab, und bei welcher Gelegenheit 146 Kanonen, 41 Wurfgeschütze, 1400 Centner Pulver, über 60.000 Kugeln, 2000 Gewehre, an 10.500 Geschütz- und mehrere hunderttausend Gewehrpatronen erbeutet wurden. Die Besatzung, 3000 Mann stark, erhielt einen ehrenvollen Abzug. Dabei muß bemerkt werden, daß Melas alle diese günstigen Erfolge erzielte, obwohl durch die beständigen Kämpfe seine Armee bedeutend gelichtet worden und ein Ersatz an Mannschaft kaum stattfand, während der Feind mit stets nachrückenden Truppen sich theils vermehrte, theils seine Verluste ersetzte. Die weit vorgerückte Jahreszeit machte aber der Fortsetzung aller Kämpfe ein Ende. Am 8. December bezog Melas seine Cantonirungen. Den Franzosen war von allen ihren bisherigen Eroberungen in Italien nur mehr die westliche Riviera von Genua, diese Stadt selbst und der kleinere Theil der östlichen Riviera übrig geblieben. Der Feldzug des folgenden Jahres, 1800, mußte mit Unternehmungen gegen die Riviera, aber der schlechten Jahreszeit wegen um volle sieben Wochen später, beginnen, als Melas beabsichtigt hatte, ein Umstand, der für den ferneren Ausgang der Kriegsereignisse in Italien von unberechenbarem Nachtheile war. Wohl wurde Melas von den englischen Kriegsschiffen unterstützt, und nach drei Wochen der schwierigsten Bewegungen war die französische Armee getrennt und Massena zu Wasser und zu Lande in Genua eingeschlossen. Während nun Feldmarschall-Lieutenant Ott die Blokade Genua’s leitete, vertrieb Melas in den ersten vierzehn Tagen des Mai die Franzosen gänzlich aus der Riviera und nahm Savona ein. Das aber waren auch die letzten siegreichen Vorgänge der kaiserlichen Truppen in Italien, denn von den Alpen drang mittlerweile der Consul Bonaparte mit einer frischen und starken Armee nach Oberitalien ein, und nicht nur, daß nun die österreichischen Erbländer vom Feinde bedroht waren, auch Melas war gefährdet, von den Franzosen eingeschlossen und vom Rückzuge ganz abgeschnitten zu werden. Um sich aus dieser höchst ungünstigen Lage zu befreien, beschloß M. einen Schlag zu führen und wollte durch eine Schlacht zu der er den Gegner zwang, eine vortheilhafte Aenderung seiner Lage sich schaffen. Die Festung Alessandria wurde zum Sammelplatz der Armee bestimmt. Melas durfte nicht länger säumen, diesen Hauptschlag auszuführen, weil seine Armee bereits Mangel an Lebensmitteln zu leiden begann, und weil das Vordringen der Franzosen in Oberitalien denselben immer mehr Magazine, Depots und Artilleriegüter der kaiserlichen Armee in die Hände lieferte. Unter den Vorbereitungen zur Schlacht, Besetzung verschiedener Puncte und Aufstellung der Truppen vergingen die Tage vom 7. bis 13. Juni. Melas verbarg weder sich noch der Armee die verzweifelte Lage, in der er sich befand; in einem Tagesbefehle schilderte er die Gefahren, von denen die Armee umrungen war, aber unterließ [327] auch nicht, das Selbstgefühl seiner sieggewohnten Truppen zu heben. Am 12. versammelte er seine Generale und entwarf mit ihnen den Schlachtplan. Die Armee, 30.800 Mann, darunter 7500 Reiter, stark, außer dem eingetheilten Liniengeschütz mit 92 Stück Reservegeschütz, sollte in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni ihre Bewegungen in der Ebene zwischen der Scrivia und der Bormida beginnen. Aber der Feind kam dieser Disposition zuvor, und begann schon am 13. Nachmittags um fünf Uhr den Kampf. Von Marengo her, welches Feldmarschall-Lieutenant O’Reilly mit der Nachhut besetzt hielt, erschallte heftiges Geschützfeuer. Der völlig unerwartete Angriff von dieser Seite warf alle Dispositionen über den Haufen. Der Feind hatte um die Zeit, als von unserer Seite der Beginn des Kampfes anberaumt war, bereits Vortheile errungen, die ihm von den Unseren, wenn diese den Stand der Dinge herstellen wollten, wie er vor der Schlacht war, erst wieder entrissen werden mußten. Marengo – nach welchem Orte diese Schlacht vom 14. Juni 1800 getauft worden – war nun im Besitze der Franzosen. Eine Beschreibring der Schlacht, deren Erfolg sich im Anbeginn zu Gunsten der Unseren neigte, deren Sieg aber nach der Entfernung des Obergenerals und durch das Nachmittags erfolgte plötzliche Eintreffen der französischen Verstärkungen unter Desaix von den Franzosen erfochten worden, ist hier nicht am Platze. Alle größeren Geschichts- und Kriegsgeschichtswerke haben Darstellungen derselben gegeben und der Todesverachtung in Ehren gedacht, mit welcher die kaiserlichen Truppen an diesem blutigen und so folgeschweren Tage gekämpft. Die „Europäischen Annalen“ 1800, Bd. 2, S. 118. das „Allgemeine Kriegsarchiv“, eine Zeitschrift (Dünkelsbühl) 1825, Nr. 111, die „Allgemeine Militärzeitung“ (Darmstadt) 1854, Nr. 148, die „Denkwürdigkeiten der militärischen Gesellschaft“ in Berlin, im 1. Bande, und wer sich für französische Berichte über diese Schlacht interessirt, die „Pallas“ 1808, Band 1, S. 508, enthalten Darstellungen dieser Schlacht, auf welche für jene, so sich des Näheren darüber unterrichten wollen, hingewiesen wird. Der schnelle und schreckliche Wechsel des Kampfes und die ihn begleitenden Folgen hatte den Muth der Truppen gebeugt. Was nun zu geschehen hatte, mußte auf das Reiflichste erwogen werden, weil Eile geboten war, denn die Verpflegung der Truppen war nur bis zum 20. Juni gesichert. Melas berief sofort einen Kriegsrath, und das Ergebniß desselben war der Beschluß, Unterhandlungen für einen abzuschließenden Waffenstillstand einzuleiten. Graf Neipperg, Major im General-Quartiermeisterstabe, wurde zum ersten Consul in das französische Lager abgesendet, und dort wurden die Bedingungen festgestellt. Indem die kaiserliche Armee ihre Waffen, Geschütze und sonstigen Armeegüter behielt, mußte sie alle Festungen räumen und in drei Colonnen sich hinter den Mincio zurückziehen. Von dieser Stellung am Mincio war die österreichische Armee in Italien zu dem glänzenden Feldzuge des Jahres 1799 ausgegangen, auf derselben Basis stand sie nun wieder, nach der verlorenen Schlacht bei Marengo, nachdem am 8. Juli 1800 die Präliminarien eines längeren Waffenstillstandes abgeschlossen waren, welcher mit 13. September zu Ende ging, worauf die Feindseligkeiten von Neuem begannen. Nach dem Eintreffen der Nachricht von der [328] Aufkündigung des Waffenstillstandes wurde der General der Cavallerie Graf Bellegarde [Bd. I, S. 243] zum Nachfolger des schon fünfundsechzigjährigen Melas bestimmt, dessen Gesundheit durch die Strapazen der letzten Feldzüge stark erschüttert war. Melas wurde zum commandirenden General von Innerösterreich ernannt und ging nach Gratz, aber bald darauf wurde er Commandirender in Böhmen, wo er sich nach Prag begab. Drei Jahre behielt er diesen Posten, im Jahre 1803 zog er sich in die Ruhe des Privatlebens zurück, welche er drei Jahre noch genoß, worauf er im Jahre 1806 zu Elbeteinitz im Alter von 71 Jahren starb. Nach einigen Biographien wäre er im Jahre 1806, also in seinem Todesjahre, zum Präsidenten des Hofkriegsrathes ernannt worden, doch entbehrt diese Nachricht jeder Begründung. Mit der Niederlage Melas’ bei Marengo beginnt der zwölfjährige Siegeszug des Corsen, der mit seinen Schlachten den ganzen Continent erzittern machte, bis die Brandfackel bei Moskau das Zeichen seines beginnenden Unterganges gab. Melas wird meistens als Freiherr aufgeführt. Als Commandeur des Maria Theresien-Ordens hatte er Anspruch auf die Freiherrnwürde, jedoch muß um dieselbe eingeschritten werden. Melas ist nicht eingekommen und ist im Adelsarchive sein Freiherrndiplom – da es gar nie ausgefertigt worden – auch nicht vorhanden.

Ritter von Rittersberg (J.), Biographien der ausgezeichnetesten verstorbenen und lebenden Feldherren der k. k. österreichischen Armee aus der Epoche der Feldzüge 1788–1821 u. s. w. (Prag 1828, C. W. Enders, 8°.) Zweite Abtheilung. S. 770–826 [nach diesem geb. in Mähren]. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 541 u. 1741 [nach diesem geb. zu Schäßburg in Siebenbürgen]. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, redigirt von Major Schels (Wien, 8°.) Jahrgang 1812, Bd. I: „Der Feldzug der k. k. österreichischen Armee in Italien im Jahre 1799“. – Neuigkeiten (Brünner polit. Blatt) 1857, Nr. 204, im historischen Erinnerungs-Kalender [nach diesem in Mähren 27. Juli 1741 geboren]; 1860, Nr. 129, ebenda. – Austria. Oesterreichischer Universal-Kalender (Wien, Klang, gr. 8°.) XI. Jahrgang (1850), S. 201. – Bornschein (Adolph), Oesterreichischer Cornelius Nepos u. s. w. S. 184. – Militär-Zeitung, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) Jahrgang 1859, S. 244 u. f.: „Schlacht bei Novi, Marengo“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 633 [nach dieser im Jahre 1730 geboren]. – Szöllösy (Joh. Nep. v.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit u. s. w. (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bisch. Lyc. Druckerei, 8°.) S. 294 [nach diesem geb. in Mähren 27. Juli 1741, gest. im J. 1807]. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch- literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem ersten Jahrzehend des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 52 [nach diesem gest. 1807]. – Reichard, Moderne Biographie“, Bd. IV, S. 179. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) Bd. XXI, S. 88 [nach diesem geb. 1730, gest. 1807]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXXIV, p. 813. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix-huitième siècle etc. (Londres 1800, 8°.) Tome III, p. 4. – Porträte. 1) Unterschrift: Michael Freih. v. Melas, k. k. General der Cavallerie. Unter dem Brust“ und Armabschnitt: L. v. Rittersberg lithogr. (Prag, 8°., auch 4°.); – 2) Kininger del., D. Weiß sc. (Hüftbild, Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Fanzosen.