BLKÖ:Kuhe, Wilhelm (II.)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kuhe, Wilhelm (I.)
Band: 13 (1865), ab Seite: 343. (Quelle)
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Kuhe, Wilhelm (II.) (Componist und Clavier-Virtuos, geb. zu Prag 10. December 1823). Bei seinem früh erwachten Talente für Musik, welches, als er erst 4 Jahre alt war, nach einem Concerte Paganini’s, dem er beigewohnt, sich in ganz ungewöhnlicher Weise kundgab, da er die gehörten Melodien selbst am Clavier zusammenstellte, trieb ihn mächtig das Verlangen nach künstlerischer Ausbildung, dem jedoch von Seite der Eltern lange nicht willfahrt wurde, da er nach ihrem Beschlusse sich den Studien widmen sollte. Endlich aber gewannen seine inständigen ununterbrochenen Bitten die Oberhand und K. wurde dem berühmten Clavierspieler Tomaschek zum Unterrichte anvertraut. Nachdem er diesen mehrere Jahre genossen, setzte er 1843 und 1844 für sich allein die Studien fort, zog sich nach Oberösterreich auf das Land zurück und trat im letztgenannten Jahre zu Linz als Pianist zum ersten Mate öffentlich auf. Der Erfolg seines ersten Auftretens war ein sehr ermuthigender; er ging nun nach Salzburg, Innsbruck, gab in beiden Städten von gleichem Erfolge begleitete Concerte und wurde in beiden von den dortigen Musikvereinen zum Ehrenmitgliede aufgenommen. Nun begab er sich nach Deutschland und concertirte in München, Augsburg, Stuttgart. In letzterer Stadt lud ihn der bekannte Sänger Pischek ein, mit ihm nach England zu reisen. K. sagte zu und fand in London eine so treffliche Aufnahme, daß er daselbst seinen bleibenden Aufenthalt nahm, seither dort lebt und sich ebenso durch seine Clavier-Compositionen wie sein elegantes Spiel ungemeiner Beliebtheit erfreut. Von seinen zahlreichen Compositionen die den hundert schon nahe kommen dürften, sind anzuführen: „3 Lieder ohne Worte“ (die Aeolsharfe, Duettino, la Gondola), Op. 12; – „Réminiscences de Lucrezia Borgia. Gr. fantaisie“, Op. 16; – „Grande Fantaisie sur des airs bohemiens“, Op. 22; – „Phantasie über Flotow’s Martha“, Op. 25; – „Hommage à l’Exposition de toutes le nations à Londres. Fantaisies brill.“, Op. 30; – „Le Prophete de Meyerbeer. Fantaisie de Concert“, Op. 26; – „6 Pensées musicales“, Op. 28 a; – „Fantaisie brillante (Verdi Rigoletto)“, [344] Op. 44; – „Grande fantaisie brillante (Verdi Trovatore)“, Op. 54; – „Fantaisie de Salon (Gounod Faust)“, Op. 73; – „Fantaisie brill. sur des airs russes“, Op. 74; – „Rayon d’argent. Capr. Etude“, Op. 78. Auch die übrigen Compositionen sind Salonstücke verschiedener Art mit jenen poetischen Titeln, die bei Musikalien oft für Unbedeutendes, was aber doch etwas vorstellen soll, beliebt werden. Was K.’s Compositionen betrifft, so besitzen sie, da sie unstreitig den Reiz des Originellen an sich haben, ungleich mehr Werth, als ihn überhaupt die Arbeiten der sogenannten Wander-Virtuosen zu haben pflegen. Zum größten Theile auf Grund origineller Motive angelegt, oder aber geistreiche Transcriptionen beliebter Melodien, sind sie mit einer besonderen, eben nur ihm eigenen Eleganz ausgeführt. Die virtuose Seite ist in seinen Arbeiten nicht überwiegend und ihr vorherrschend lyrischer Charakter fällt wohlthuend in’s Gehör. Dabei sind seine Arbeiten auch in contrapunctischer Hinsicht mit Sorgfalt und Sachkenntniß behandelt. Wie beliebt seine Compositionen sind, dafür sprechen die wiederholten Auflagen einzelner seiner Werke, wie z. B. das Op. 12: „Drei Lieder ohne Worte“, welches bereits dreimal aufgelegt worden. In jüngster Zeit (December 1864) ist K. von dem Könige von Preußen mit dem Kronen-Orden ausgezeichnet worden.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Dresden 1857, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 678. – Schubert (Julius), Musikalisches Handbuch. Eine Encyklopädie für Tonkünstler u. s. w. (Leipzig und New-York, kl. 8°.) S. 152. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1044.