BLKÖ:Czermak, Jaroslaw

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Czermak, Johann
Band: 11 (1864), ab Seite: 386. (Quelle)
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Czermak, Jaroslaw (Historienmaler, geb. zu Prag 1. September 1831).[WS 1] Neffe des Dr. Joseph Julius Czermak [s. d. Bd. III, S. 99] und Sohn des geschätzten Arztes Dr. Johann Conrad Cz. (gest. 1843); zeigte frühzeitig große Neigung zur Kunst. Sein erster Lehrer war der Maler Blumauer aus Eger. Die Oelmalerei begann er unter Koller und Franz Czermak. 1847 trat er in die dortige Akademie und brachte bald darauf ein größeres Bild: „Marius auf den Trümmern von Carthago“ und einen Carton: „Die Ermordung der Wallenstein’schen Genossen zu Eger“. Seine kunsthistorischen Studien leitete der nunmehrige Professor der Kunstgeschichte zu Bonn, A. H. Springer, der damals im Hause seiner kunstsinnigen und um die Erziehung ihrer Kinder, welche sie seit dem Tode ihres Gatten selbstständig leitete, hochverdienten Mutter, Josephine Cz. geb. Wessely, lebte. Nach dem Jahre 1848 begab er sich in Begleitung seiner Mutter auf Reisen, besuchte die Kunstschulen zu München und Düsseldorf und lernte Kaulbach, Cornelius, Lessing und viele andere Meister kennen. Durch die deutsche Kunst allein nicht befriedigt, trat er als Schüler in die unter Wapper’s Direction stehende Akademie zu Antwerpen und erhielt bereits im ersten Jahre den ersten Preis für Malerei. Hierauf stellte er sich in Brüssel dem als sehr unzugänglich geschilderten Louis Gallait vor, welcher an seinem jungen Talente ein solches Wohlgefallen fand, daß er ihn aufforderte, in seinem Atelier zu arbeiten. Er wurde somit sein einziger Schüler, was in der Künstlerwelt, da sich bereits ältere Meister um diese Gunst beworben hatten, nicht geringes Aufsehen erregte. Bald darauf stellte er in Brüssel eine größere Arbeit: Auswandernde Slowaken“ aus; der König der Belgier, welchem dieses Stück auffiel, berief ihn zu sich und brachte dasselbe für seine Privatgallerie an sich. 1850 übernahm Czermak in Begleitung der Dr. Rieger und Springer eine größere Reise durch Holland, hielt sich studienhalber einige Zeit in der Normandie auf, begab sich hierauf nach Paris, und schlug hier seinen bleibenden Wohnsitz auf. [387] 1858 bereiste er Mähren, die Slovakei, Croatien, Dalmatien, die Herzegowina und Montenegro, wo er neben interessanten künstlerischen Studien eine große Anzahl nationaler Trachten, Geräthe und Waffen sammelte. 1862 nahm er einen jungen Maler, Huttarý [s. d. Bd. IX, S. 453], als Schüler an und begab sich mit demselben nach Ragusa, wo er seine Studien der südslavischen Länder, namentlich Montenegro’s fortsetzte. Am Hofe zu Cettinje ward er sehr freundlich aufgenommen und beauftragt, die lebensgroßen Porträts der fürstlichen Familie zu malen, welche in Paris und Brüssel mit großem Erfolge ausgestellt wurden. Czermak hat trotz seines langen Aufenthaltes im Auslande seinen nationalen Charakter zu bewahren gewußt. Die Stoffe seiner Compositionen sind fast alle der vaterländischen Geschichte entlehnt und zeichnen sich durch geniale Conception und tadellose Technik aus. Wir nennen von seinen vorzüglichsten Bildern: „Dalibor im Kerker“; – „Verkündigung des Todesurtheils an Conradin von Schwaben und Friedrich von Baden“, beide schon 1844 gemalt; – „Huss[WS 2] und Prokop der Kahle, in das Basler Concil eintretend“; – „Vertheidigung eines Engpasses durch Taboriten“– „Žižka und Prokop, auf einem Kriegswagen die Bibel lesend“; – „Der Dichter Lomnicky, als Bettler auf der Prager Brücke singend“, im Besitze des Grafen Czernin; – „Normännische Fischer, das Evangelium lesend“; – „Episode aus der Gegenreformation in Böhmen nach der Schlacht am weissen Berge“, wofür er in Brüssel die große goldene Medaille bekam, im Besitze des Herrn Zang in Wien; – „Der alte Judenkirchhof zu Prag“ (österreich. Kunstverein 1858, April, 8000 Frs.): – „Der böhmische König Friedrich von der Pfalz, genannt der „Winterkönig“, erhält beim Gastmahle zu Prag die Nachricht von der verlorenen Schlacht am weissen Berge“ [im österr. Kunstvereine 1852, Juli, 1000 fl.); – „Strassenarbeiter bei einem Wege an die Küste“ (ebd. 1854, August, 1200 Frs.); – „Scene aus dem 30jährigen Kriege“ (ebd. 1858, April, 6000 Frs.); – „Mädchen an einer Kirche“ (ebd. 1858, April). Unter den vielen Arbeiten, welche er auf seinen Reisen durch die slavischen Länder unternahm, ist besonders hervorzuheben: „Die Entführung eines herzegowinischen Weibes durch Baschi-Bazuks“. Für dieses Bild, welches eine Rundreise durch die ersten Städte Belgiens, Frankreichs und Deutschlands machte, bekam er von dem Könige Leopold das Ritterkreuz des belgischen Ordens. Im Herbste 1863 begab er sich zum dritten Male nach Dalmatien und Montenegro, um seine slavischen Studien fortzusetzen.[BN 1]

Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrg. (1844), S. 1068. – Kataloge der Monatsausstellungen des österr. Kunstvereins (Wien, 8°.) 1852, Juli Nr. 4; 1854, Juli Nr. 41; 1856, August Nr. 30. – Katalog der Prager Ausstellung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde im J. 1855, Nr. 26 u. 329; im J. 1857, Nr. 6; im J. 1858, Nr. 62, 250.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Czermak, auch Čermak, Jaroslaus [Bd. III, S. 99, u. Bd. XI, S. 386]. Erhielt auf der Kunstausstellung zu Rouen im Jahre 1865 die große goldene Medaille im Werthe von 1500 Francs.
    Slavische Blätter von Abel Luksić 1865, S. 17: „Biographie“. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik u. s. w. (Wien), 1865, Nr. 48. – Obrazy života, d. i. Bilder des Lebens (Prager illustr. Zeitung, 4°.) 1862, Nr. 6, 7, 8 „Jaroslav Čermák“. – Světozor (Prager illustr. Blatt) 1869, Nr. 31, über Čermak’s Bild: „Johann Gutenberg zeigt den Mönchen im Kloster Fulda die gedruckte Bibel“. – Neue freie Presse 1867, Nr. 981; 1868, Nr. 1539; 1869, Nr. 1589 u. 1606, in den „Kunstnotizen“. – Presse 1865, Nr. 41. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1865, Nr. 39, 245; 1867, Nr. 158. – Slovník naučný, Bd. II, S. 497, Nr. 8. [Band 23, S. 380]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es bereits Band 2, S. 321 f., einen Artikel.
  2. Konzil von Basel (1431–1449), Jan Hus starb 1415, während des Konzils von Konstanz, auf dem Scheiterhaufen.