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Artikel „Opel, Julius“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 705–706, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Opel,_Julius&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 23:20 Uhr UTC)
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Band 52 (1906), S. 705–706 (Quelle).
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Opel: Julius Otto O., Schulmann und historischer Schriftsteller, geboren am 17. Juli 1829 zu Loitzschütz bei Zeitz, † zu Halle a. S. am 17. Februar 1895. Als Sohn eines Landcantors hatte O. sich aus engen Verhältnissen emporzuringen. Seit 1841 besuchte er das Stiftsgymnasium zu Zeitz, von 1849 bis 1853 die Universität Halle a. S. Nachdem er am 30. Juli 1853 sein Zeugniß als Schulamtscandidat erworben, dann ein Probejahr in Merseburg bestanden hatte, war er von 1854 bis 1856 ordentlicher Lehrer an der Höheren Bürgerschule zu Lübben und wurde Michaelis 1856 Collaborator an der lateinischen Schule der Francke’schen Stiftungen zu Halle an der Saale, in welcher Stadt er dann bis an sein Ende als Lehrer und Schriftsteller thätig war. Die philosophische wissenschaftliche Facultät daselbst ehrte seine hohen wissenschaftlichen Verdienste im J. 1867 bei Gelegenheit der Feier der fünfzigjährigen Vereinigung Wittenbergs mit Halle durch Verleihung des Doctortitels. Von den Francke’schen Stiftungen ging O. bereits 1864 in den Dienst der Stadt Halle über, in dem er bis zum 28. September 1894, kurz vor seinem Tode, verblieb. Zunächst wurde er Rector der städtischen Vorschule, der Vorbereitungsschule für Kinder wohlhabender Eltern für Gymnasium und Realschule. Als Ostern 1868 diese Vorbereitungsschule zum Stadtgymnasium emporgewachsen war, hörte jene ihm sehr zusagende Stellung auf und O. wurde Oberlehrer am Stadtgymnasium und versah dieses Amt mit Gewissenhaftigkeit und Treue. Aber so eifrig und erfolgreich er auch in seinen amtlichen Stellungen als Lehrer wirken mochte, sein innerer Beruf wies ihn von jungen Jahren an dem Studium der Geschichte zu. Schon als Student verfaßte er zum 15. October 1852 die mit einem akademischen Preise gekrönte Schrift „De Thoringis“. Weiter begründete er dann seinen Ruf als tüchtiger historischer Forscher durch eine historisch-kritische Schrift über die Chronik des Klosters auf dem Peters- oder Lauterberge bei Halle (1859). Als diese Schrift erschien, war er bereits Mitglied des Thüringisch-Sächsischen Geschichtsvereins. Dadurch, daß er vom Herbst 1862 bis zu Anfang des Jahres 1893 Schriftführer dieses Vereins war, fand er theils Gelegenheit, seine Kenntniß der hallischen Ortsgeschichte durch Vorträge und Aufsätze in den „Neuen Mittheilungen“ des Vereins in ausgedehnter Weise zu verwerthen, theils sie bedeutend zu erweitern und zu vertiefen. Selbständig erschien von ihm 1864 die Schrift über den Mystiker Valentin Weigel. Auch beschäftigte er sich mit der Geschichte des deutschen Zeitungswesens (Archiv für Gesch. d. deutschen Buchhandels III, 1–268), mit der Geschichte der Musik und des Theaters in Leipzig, Weißenfels und Halle und sammelte mit A. Cohn historische Gedichte und Prosadarstellungen aus dem dreißigjährigen Kriege (Halle 1862).

Von seinen Arbeiten zur Geschichte der Stadt Halle ist Band XI der Geschichtsquellen der Provinz Sachsen: „Denkwürdigkeiten des Rathsmeisters Spittendorf“, Halle 1880, die wichtigste. Diesen Band lieferte er für die Historische Commission der Provinz Sachsen, deren Mitglied er seit ihrer Begründung im J. 1876 war. Für die Commission schrieb er auch 1877 ein Neujahrsblatt: „Wallenstein und die Stadt Halle“, im J. 1880 die „Gedenkschrift zur Feier der zweihundertjährigen Vereinigung des Herzogthums Magdeburg mit Brandenburg“, und gab 1894 zur 200jährigen Jubelfeier der Universität Halle „Christoph Thomas’ kleine Schriften“ heraus.

Entschieden sein Hauptwerk ist aber ein dreibändiger „Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges“, wovon der erste Band: Der niedersächsische Krieg von 1621–1623 im J. 1872, der zweite: Der dänische Krieg von 1624 bis 1626 im J. 1878, der dritte: Der dänische Krieg von 1627 bis zum [706] Frieden von Lübeck 1629 erst 1894 erschien. Mit rastlosem Fleiße hat O. hierzu nicht bloß die gedruckten, sondern auch die ungedruckten archivischen Quellen in Deutschland, auch in Wien und Kopenhagen benutzt und manche wichtige Funde gemacht; auch hat er, um ein besseres Verständniß vom Verlauf der entscheidenden Treffen zu gewinnen, die Schlachtfelder aufgesucht. Einzelnes ist ihm auch von London, Paris, Brüssel mitgetheilt. Ist nun auch seitens berufener Forscher wegen der nicht immer durchsichtigen Darstellung und sonstiger formaler Unebenheiten an dem Werke Kritik geübt worden, so wird doch überall der große Werth dieser umfassenden, mit gewissenhafter Treue verfaßten Arbeit in ihrer Bedeutung für die locale Forschung und als eine Darbietung von grundlegender Bedeutung für jene Zeit des großen deutschen Krieges anerkannt und ist dabei dem dritten Bande nach Form und Inhalt ein Vorzug zugesprochen worden. O., der sehr bescheidene Ansprüche an das äußere Leben stellte und unvermählt blieb, hatte in seinem äußeren Wesen etwas Schwerfälliges; auch bestand er wol zuweilen etwas zähe auf seiner Ansicht, dagegen war er höchst entgegenkommend und mittheilsam. Von seiner religiös-kirchlichen Wärme zeugte seine letzte Arbeit zur Erinnerung an Gustav Adolf, die er dem Evangelischen Bunde zur Verfügung stellte. Von 1874 bis Anfang 1885 gehörte er auch dem Collegium der Stadtverordneten zu Halle an, längere Zeit als dessen Schriftführer. Infolge eines Sturzes einige Jahre am Rückenmark leidend, erlag er endlich ohne eine sonstige Krankheit einem Schlaganfall, der ihn in der Nacht vom 15. zum 16. Februar 1895 getroffen hatte. Sein Bildniß findet sich zu Halle in dem Album der Historischen Commission der Provinz Sachsen.

Vgl. den von E. Dümmler, O. Nasemann und G. Hertzberg unterzeichneten Nachruf namens des Sächs.-Thüring. Gesch.-Vereins zu Halle (1895), 10 S. 8°, dem auch von S. 10–17 ein Verzeichniß der Opel’schen Schriften von A. Hackradt beigegeben ist; Zeitschrift des Harzvereins für Gesch. u. Alterthumskunde XXVIII (1895), S. 797, 798. – v. Sybel’s Histor. Zeitschr. XLII (Neue Folge VI), S. 516–552 (R. Koser), Bd. 75 (N. F. XXXIX), S. 509 f. (Moritz Ritter).