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Artikel „Myle, Adrian van der“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 129–130, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Myle,_Adrian_van_der&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 07:28 Uhr UTC)
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Myle: Adrian van der M., niederländischer Staatsmann, aus einem hochangesehenen patricischen Geschlecht, 1538 in Dordrecht geboren, wandte sich im Gegensatz zu seinem Vater und den übrigen Mitgliedern seiner Familie der [130] patriotischen und protestantischen Sache zu, als 1572 die Revolution in Holland ausbrach. Schon damals als gelehrter Jurist bekannt, ward er bei der Reorganisation des Gerichtshofes, dessen Mitglieder, wie die meisten Beamten, ausgewandert waren, zum Mitglied desselben ernannt. Zehn Jahre später trat er an dessen Spitze, welche Stelle er bis zu seinem Tode innehatte. Doch hielten ihn die juristischen Functionen nicht ab sich der Politik zu widmen. M. gehörte zu den treuesten Freunden Wilhelms von Oranien; in den geheimsten Dingen ward er zu Rathe gezogen, in den verschiedenen Executivbehörden, welche nach der Revolution in Holland nacheinander errichtet wurden, hatte er eine erste Stelle. Auch zu Oldenbarnevelt hatte er die intimsten Beziehungen: im engen Einverständniß mit demselben stand er mit an der Spitze der Partei, welche die Interessen des jungen Moritz gegen Leicester verfocht. Als er 1590 starb, erbte sein Sohn Cornelis, geb. 1578, sobald er volljährig war, seinen Einfluß und seine Beziehungen. Dieser ward Oldenbarnevelt’s Schwiegersohn und treuester Anhänger, ein eifriger Verfechter seiner Principien. Durch den Advocaten groß gezogen, von demselben in Gesandtschaften verwendet und zu anderen hohen Aemtern erhoben, ward er in dessen Sturz verwickelt. Ja sein pamphletistischer Zweikampf mit dem vom Advocaten abgefallenen François v. Aerßens bildete einen der Momente in der Niederlage der holländisch-remonstrantischen Partei. Seines Sitzes in der holländischen Ritterschaft und seines Amtes eines Curators der Leydener Universität beraubt (1618), konnte er froh sein, nur in freier Haft in Beverwyk gehalten zu werden. Erst später wagte es der Prinz Friedrich Heinrich, der ihm gewogen war, ihm 1640 die Würde eines Curators zurückzugeben, zu der sein Ruf als Gelehrter ihn vorzüglich befähigte. Zwei Jahre später ist er gestorben.

Vgl. außer Bor etc., Brandt, Hist. der Reformatie; de Jonge, Nederland en Venetie; Wagenaar, Arend, van Rees und Brill, Gesch. des Vaderlands.