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Artikel „Mühl, Gustav“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 457–458, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BChl,_Gustav&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 03:37 Uhr UTC)
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Band 22 (1885), S. 457–458 (Quelle).
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Mühl: Gustav M. wurde am 7. Mai 1819 zu Straßburg im Elsaß als der jüngste Sohn des Rentners Andreas M. geboren und empfing auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt wie auch später auf der dortigen Universität seine Bildung. Er widmete sich dem Studium der Medicin, und schon während dieser Zeit sammelte sich um ihn ein Häuflein treu gesinnter Freunde, die seine Begeisterung und Hingabe an das alte Stammland mehr oder minder theilten. Zu diesen zählten Karl Candidus, dessen Schwester M. später als Gattin heimführte, die Brüder Stöber, der Theologe Ungerer, der jetzige Pfarrer Jäger, die sich sämmtlich als Dichter vortheilhaft bekannt gemacht und auch die Fahne des Deutschthums im Elsaß stets hoch gehalten haben. Im J. 1847 promovirte M. zum Doctor der Medicin, widmete sich aber niemals der ärztlichen Praxis. Vielmehr verbrachte er die nächsten Jahre auf Reisen, besuchte wiederholt Deutschland, lebte längere Zeit in Berlin und Stuttgart, überall meist in gelehrten und litterarischen Kreisen verkehrend, und gründete sich dann 1853 in Straßburg sein Heim. An der Seite seiner schönen und edlen Frau verlebte er glückliche Jahre, den Winter über in Straßburg, den Sommer durch gewöhnlich in Schiltigheim. Freudig wirkte er für sein Ideal: die Brücke für die geistigen Beziehungen nach Deutschland hinüber zu unterhalten, bei seinen Landsleuten historische Kenntnisse über das Elsaß in früheren, deutschen Zeiten zu verbreiten und in Deutschland selbst das Interesse für den nach seiner Anschauung nur zeitweise verlorenen Gau wach zu halten. In diesem Sinne hat er an deutschen und elsässischen Zeitschriften rege mitgearbeitet und für deutsche Zeitungen correspondirt. Besonders lieferte er zahlreiche Beiträge für August Stöber’s „Elsässisches Sagenbuch“, für dessen „Alsatia“ (1851–74) und die „Elsässischen Sonntagsblätter“. Als Straßburg 1870 von den Deutschen in Besitz genommen [458] ward, stellte M. den neuen Behörden seinen Rath und seine Unterstützung rückhaltlos und freudig zür Verfügung, und die deutsche Regierung verlieh ihm dann auch die Stelle eines Bibliothekars an der neugegründeten Universität. In den letzten beiden Jahren seines Lebens riß der Tod herbe Lücken in sein glückliches Familienleben und knickte seines Lebens Kraft; in der Nacht vom 26. auf den 27. August 1880 starb er. M. gehörte zu den bevorzugteren elsässischen Dichtern der Neuzeit; doch erst im nahenden Greisenalter hat er sich zu einer Sammlung seiner Gedichte entschlossen, die unter dem Titel „Aus dem Elsaß“ (1878) erschienen. Ein Jahr vorher hatte er einen poetischen „Elsässischen Gruß an Kaiser Wilhelm I.“ ausfliegen lassen.

Die Gartenlaube (Leipzig), Jahrg. 1881, Seite 609 ff.