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Artikel „Keller, Friedrich Gottlob“ von Franz Maria Feldhaus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 765, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keller,_Friedrich&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 23:04 Uhr UTC)
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Keller *): Friedrich Gottlob K., Erfinder des Holzschliffes (Holzstoffes), geboren am 27. Juni 1816 zu Hainichen in Sachsen, † am 8. September 1895 zu Krippen bei Schandau in Sachsen. Er war ein Sohn schlichter, fleißiger Eltern, erlernte das Webe- und Blattbinder-Handwerk, durchwanderte Preußen, Sachsen und Oesterreich, wurde 1839 Bürger und Webermeister seiner Vaterstadt. Er erzählt, wie er die Wespen beim Bau ihrer Nester aus Holzfasern beobachtet habe, wie ihm auch eingefallen sei, daß sie als Kinder dünne Holzbrettchen mit Löchern versehen, Kirschkerne eingeklemmt Und dann die vorstehenden Buckel der Kerne am Schleifsteine abgeschliffen hätten, um so (nach Entfernung des weichen Kernes) Perlenschnüre für ihre Freundinnen auf Fäden zu reihen. Dabei habe er beobachtet, daß das Schleifwasser stets mit einem Faserstoff gemischt gewesen sei, und als er um 1840 immer wieder von der Lumpennoth gelesen habe, sei er auf den Gedanken gekommen, Papierstoffe aus Holz durch Schleifen an einem Sandstein herzustellen. 1844 hatte K. mit Hülfe seiner Frau 100 kg Holzstoff geschliffen und ließ ihn in der Papiermühle von K. F. G. Kuhn zu Alt-Chemnitz mit 40% Lumpenpapiermasse in Druckpapier umwandeln. Am 26. August 1845 erhielt K. auf seine Erfindung das sächsische Patent, war aber als mittelloser Mann und vom Glück wenig begünstigt, am 20. Juni 1846 genöthigt, seine Rechte an den Director der Bautzener Papierfabriken H. Völter (s. d.) abzutreten. K. schlug ferner vor, Papier und Pappe aus Torf und Schachteln fabrikmäßig herzustellen; er erfand einen künstlichen Blutegel, einen neuen Tastapparat für den Morseapparat, ein Schiffsschaufelrad und hatte schließlich eine kleine mechanische Werkstätte, wo er Holzmeß-Kluppen, gepreßte Korke aus Holzschliff u. s. w. herstellte. K. war stets in Geldnoth, daher erhielt er vom Jahre 1870 an bis zu seinem Tode aus Anerkennung für sein Verdienst seitens der in- und ausländischen Holzstoff- und Papierfabrikanten ansehnliche Geldgeschenke, sodaß es möglich war, ihm in den letzten Lebensjahren eine monatliche Rente von 200 M. auszuzahlen. 1893 wurde er durch Verleihung des kgl. sächs. Verdienstordens II Cl., durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechts seiner Vaterstadt und durch Anbringung einer Gedenktafel bei Krippen geehrt. Seine Vaterstadt Hainichen geht mit dem Plane um, ihm ein Denkmal zu errichten. Man sammelt gegenwärtig die hierfür erforderlichen Mittel.

E. Kirchner, Das Papier. 3. Aufl. Holzschliff, S. 203 u. s. w. erschienen bei Günther-Staub, Bieberach a. d. Riß.

*) Zu Bd. LI, S. 101.