ADB:Kannegiesser, Karl Friedrich Ludwig

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Artikel „Kannegießer, Karl Friedrich Ludwig“ von Hermann Palm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 78–79, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kannegiesser,_Karl_Friedrich_Ludwig&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:14 Uhr UTC)
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Kannegießer: Karl Friedrich Ludwig K., Dichter und Uebersetzer, wurde geboren am 9. Mai 1781 zu Wendemark bei Werben in der Altmark, wo sein Vater Prediger war, besuchte die Schulen zu Seehausen, Stendal und das graue Kloster in Berlin und 1802 die Universität Halle, um Theologie und Philosophie zu studiren, wurde aber schon damals von der Lectüre des Dante lebhaft angezogen, privatisirte eine Zeit lang (1806) in Weimar und Lauchstädt und wurde 1807 Lehrer am Schindler’schen Waisenhause in Berlin, 1811 Prorector und 1814 Rector am Gymnasium zu Prenzlau, 1822 aber Director des reformirten oder Friedrichs-Gymnasiums zu Breslau, zugleich auch Docent für die neuere Litteratur an der dortigen Universität; 1843 legte er das Rectorat nieder und lebte seitdem als Privatmann in Berlin, wo er den 14. September 1864 starb. K. gehört zu den Männern, welche durch sorgsame und sprachgewandte Uebersetzungen die bedeutendsten klassischen Dichter des Auslandes bei unserem Volke eingebürgert haben. Seine Hauptverdienste erwarb er sich um Dante, dessen göttliche Komödie er 1809–21 übersetzte und erklärte (neue Auflagen 1825 und 1832), und ebenso erschienen die lyrischen Gedichte im Vereine mit Karl Witte übersetzt und erklärt 1827. Doch wandte er sich auch anderen Völkern zu; so erschien schon 1807 und 1808 die Uebersetzung von Beaumont’s und Fletcher’s dramatischen Werken und in der Zwickauer Uebersetzungsfabrik Lord Byron’s Gedichte, 1827, 4 Bdchn., später in Adrian’s Ausgabe der sämmtlichen Werke Byron’s gehört ihm der 11. Band 1830; ferner übersetzte er Chaucer’s Erzählungen, W. Scott’s poetische, aber auch mehrere prosaische Werke desselben; zehn Jahre in der Verbannung, von der Stael-Holstein, 1830; Konrad Wallenrod, von A. Mickiewicz, 1834; Francisca v. Rimini, Trauerspiel von Silvio Pellico, 1834; des Grafen Giacomo Leopardi Gesänge, 1837; Gedichte der Troubadours im Versmaß der Urschrift, 1852, 2. Ausg. 1855 u. A. – Auch altklassische Sachen übertrug er, z. B. Horaz, die Silven [79] des Statius, Stücke der Odyssee, Anakreon und Sappho u. a. m. Zahlreich sind auch die eigenen Dichtungen Kannegießer’s, die jedoch auf keine höhere Bedeutung Anspruch machen können: „Dramatische Spiele“ erschienen schon 1810, darin ist „Adrast“, eins der ältesten Schicksalsdramen, freilich noch eine unreife Jugendarbeit; „Amor und Hymen, ein idyllisches Gedicht“, 1818; „Mirza, die Tochter Jephtha’s, ein Trauerspiel“, 1818; „Gedichte“, 1824 und 1827; „Der arme Heinrich, Schauspiel“, 1836; „Terzinen“, 1842; „Isenbart, der erste Graf von Hohenzollern, Drama“, 1843; „Iphigenia in Delphi, Schauspiel“, mit einem Vorspiel: „Iphigenia’s Heimfahrt“ und einem Nachspiel: „Iphigenia’s Tod“, 1843; „Schauspiele für die Jugend.“ – Zu erwähnen sind ferner die zahlreich von ihm erschienenen Schulprogramme, welche Gegenstände philologischen, exegetischen und gemeinnützlichen Inhalts enthalten. Daraus hervorzuheben sind die Erklärungen zu Goethe’schen Gedichten, so zu Goethe’s Harzreise im Winter 1820; zu dessen Zueignung, Programm von 1835. Sie erschienen gesammelt unter dem Titel „Vorträge über eine Auswahl von Goethe’s lyrischen Gedichten“, Breslau 1835. – K. verfaßte ferner eine „Italienische Grammatik mit Lesebuch“, Breslau 1836, gab „Entwürfe von Abhandlungen und Reden, zum Gebrauch für Lehrer und Schüler“, Breslau 1832, heraus, sodann mit J. G. G. Büsching das „Pantheon, Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst“, 3 Bde., Leipzig 1810, und lieferte außerdem zahlreiche Beiträge für die verschiedensten Zeitschriften, z. B. für Seebode’s Archiv für Philologie, zum schlesischen Musenalmanach, zu den schlesischen Provinzialblättern und den Blättern für literarische Unterhaltung.

Nowack, Schles. Schriftsteller-Lexicon[WS 1], 1836.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schrifsteller-Lexicon