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Artikel „Holzhausen, Hammann von“ von Rudolf Jung in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 455–456, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Holzhausen,_Hamman_von&oldid=- (Version vom 16. Oktober 2024, 07:38 Uhr UTC)
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Holzhausen: Hammann von H., das hervorragendstes Mitglied der ritterbürtigen Patricierfamilie von Holzhausen, die um die Mitte des 13. Jahrhunderts aus der Umgebung nach Frankfurt a. M. zog und im Laufe der Jahrhunderte der alten Reichsstadt 67 Bürgermeister gegeben hat. H. wurde 1467 geboren und scheint die Rechte studirt zu haben; 1491 weilte er in Italien und kehrte noch im selben Jahre nach Frankfurt zurück, nachdem er sich auf Hochschulen und Reisen eine umfassende Bildung erworben hatte, die ihn zu einer hervorragenden Stellung im Patriciate und in der Verwaltung seiner Vaterstadt befähigte. 1491 trat er in den Rath ein und 1493 rückte er auf die Schöffenbank vor; 1507, 1518, 1524 und 1530 bekleidete er das Amt des älteren Bürgermeisters. Mit den Anfängen der Reformation in Frankfurt ist sein Name auf das engste verknüpft; er war es, der mit seinen patricischen Gesinnungsgenossen dem Humanisten Wilhelm Nesen die Wege ebnete, um eine Lateinschule, zunächst für die Geschlechtersöhne, zu gründen, aus der dann später das städtische Gymnasium erwachsen ist; er war es, der als Patron des Katharinenklosters 1522 den Praedicanten Hartmann Ibach in der Klosterkirche die erste lutherische Predigt halten ließ. 1522 nahm H. als Gesandter Frankfurts am Reichstage in Nürnberg Theil und ebenso 1525 am Reichstage in Augsburg. In den kirchlichen Bewegungen war H. stets ein entschiedener Förderer der neuen Lehre und deßhalb auch bei der klerusfeindlichen Bürgerschaft sehr beliebt; seinem tapferen Auftreten in der Erhebung [456] der Zünfte an Ostern 1525, die noch in sein Bürgermeisterjahr fiel, ist es zu verdanken, daß die Verständigung zwischen Rath und Zünften gelang und daß die Bewegung nicht weiter um sich griff. 1526 vertrat er seine Stadt wieder in Speyer und dann im Reichsregiment in Eßlingen. Läßt sich auch sein Einfluß in der städtischen Politik wie auf den Reichstagen im einzelnen nicht genau erkennen, so beweisen seine vielen Abordnungen, daß er zu den angesehensten Städtevertretern seiner Zeit gehörte; seine Berichte von den Reichstagen, die zuerst Ranke ausgiebig benutzt hat, legen von seiner staatsmännischen Einsicht ein vollgültiges Zeugniß ab. So fest H. auch auf dem evangelischen Standpunkte stand und so gewiß gerade seiner besonnenen Energie die Reformirung seiner Vaterstadt zu danken ist, so muß doch anerkannt werden, daß er gegen das unvorsichtige Auftreten der Neuerer und selbst gegen einzelne Schritte Luther’s nicht blind gewesen ist – er hat den Reformator wol 1521 bei der Durch- und Rückreise zum und vom Wormser Reichstage kennen gelernt und bald darauf seinen Sohn Justinian nach Wittenberg zum Studium geschickt –; H. hat in einem von Steitz veröffentlichten Briefe an diesen Sohn aus dem Jahre 1525 an Luther’s Verheirathung und an dessen Auftreten gegen die Bauern eine interessante Kritik geübt. H. starb am 30. October 1536; er war einer der besten Staatsmänner Frankfurts in einer politisch wie kirchlich gleich bewegten Epoche und einer der letzten Städteboten, deren Wirksamkeit in der Reichspolitik an die großen Vorbilder um die Wende des 14. und 15. Jahrhunderts erinnerte. – Sein Sohn Justinian v. H., geboren 1502, † 1553, ein Schüler der Reformatoren, seit 1529 im Rathe der Stadt, hat mehrfach das Bürgermeisteramt bekleidet und war mit seinem Vetter Johann v. Glauburg (s. d. A.) und mit Dr. Johann Fichard (s. d. A.) einer der Leiter der städtischen Politik in der Folgezeit; als Vertreter der Städte bei der Unternehmung gegen Münster 1535, als Unterhändler seiner Vaterstadt, besonders bei deren Beziehungen zum Schmalkaldischen Bund, als Musterherr bei der Belagerung Frankfurts 1552 durch Moritz von Sachsen, Wilhelm von Hessen und Albrecht Alcibiades von Brandenburg hat er sich hervorragend bethätigt.

Vgl. v. Fichard’s handschriftliche Geschlechtergeschichte im Stadtarchiv zu Frankfurt a. M. – Steitz, Ein Brief Hamann’s v. Holzhausen etc. im Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Heft VII, S. 203 ff. – Quellen zur Frankfurter Geschichte, Bd. II, woselbst weitere litterarische und archivalische Quellenangaben.