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Artikel „Haffner, Karl“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 319–320, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haffner,_Karl&oldid=- (Version vom 10. Oktober 2024, 12:08 Uhr UTC)
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Haffner: Karl H., fruchtbarer dramatischer Schriftsteller, geb. am 3. Novbr. 1804 zu Königsberg in Preußen, starb am 29. Febr. 1876 zu Wien. Das Leben dieses verdienten Volksschriftstellers, der schon darum Achtung verdient, daß er in der Posse die Zote zum Theil aus ihrer Herrschaft drängte und in Nachartung Raimund’s einen gemüthvollen Ton im Volksstück anschlug, hat des Lebens Bitternisse so reichlich ausgekostet, daß seine Todesanzeige in einem Wiener Blatte mit Recht beginnen durfte: „Heute um 11 Uhr Vormittags ist der Possendichter Karl Haffner gestorben, oder trauriger gesagt, von der Noth des Daseins erlöst worden! So das Ende eines Mannes, der Tausenden Erfrischung und Erheiterung geboten, ja noch über sein Grab hinaus bietet.“ In seiner Vaterstadt besuchte er das Collegium Fridericianum, trat schon mit 16 Jahren zu einer Wandertruppe und durchzog als fahrender Komödiant Preußen, Sachsen, Schlesien, Oesterreich und Ungarn. Nach 10 Jahren machte er Rast, stellte den Schminktopf bei Seite und wurde Dramatiker und Theaterdichter am Pester [320] Theater bei Feodor Grimm, nachdem er bereits vorher einige dramatische Versuche gemacht hatte. In Pest schrieb er Trauerspiele, wie „Die Raubschützen“, „Die Locke des Enthaupteten“, „Block’s Todtengruft“, „Schwarzenberg und Palffy“, „Batory’s Tod“ etc., die den stürmischen Beifall des Publikums fanden. Der bekannte Theaterdirector Carl in Wien erkannte darin seltsamer Weise Haffner’s Talent für die Localposse und engagirte ihn auf 9 Jahre für das Theater an der Wien als Theaterdichter. Zur Lieferung von 11 Stücken im Jahr mußte er sich verpflichten und hat seinen Contract treulich gehalten. Später wandte er sich dem Theater in der Josephstadt zu und redigirte zuletzt das satirische Wochenblatt „Böse Zungen“. Seinen ersten größeren Erfolg erzielte H. mit dem romantisch-komischen Volksmärchen „Marmorherz“, das 1841 einen zweiten Preis erhielt und neben anderen dramatischen Dichtungen des Verfassers in seinem „Oesterr. Volkstheater (1845 ff. 3 Bde.) zu finden ist. Dauernd hat sich sein dreiactiges Genrebild „Therese Krones“ erhalten, in dem er den Raimund’schen Kreis auf die Bühne brachte. Außer Dramen schrieb H. auch mehr als 30 Bände Romane, worunter einer „Scholz und Nestroy“ (1864 bis 1866. 3 Bde.) Verschiedenes zur Geschichte seines Lebens enthält. Die Kritik hat H. wenig aufmunternd und glimpflich behandelt, obgleich Humor und geschickte Charakterzeichnung seinen Stücken nicht abgesprochen werden kann. Eine Tochter Haffner’s, Natalie, ist Schauspielerin und zur Zeit (1878/79) in Brünn engagirt.