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Artikel „Grieben, Hermann“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 544–545, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grieben,_Hermann&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 16:50 Uhr UTC)
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Grieben: Hermann G. wurde am 8. Februar 1822 in Köslin (Pommern) als der Sohn des Subrectors am dortigen Gymnasium geboren, genoß eine ausgezeichnete Erziehung im elterlichen Hause und hatte auch den Vorzug, längere Zeit des trefflichen Vaters Schüler zu sein. Im J. 1841 bezog er die Universität Breslau, um Theologie zu studiren; doch wandte er sich von diesem engeren Gebiete allmählich dem weiteren Felde der Philosophie, Geschichte und Litteratur zu und brachte diese Studien 1845 durch die Schrift: „De variis quibus Dantis Aligerii Divina Comoedia explicatur rationibus“, mit welcher er zum Dr. phil. promovirt ward, zum Abschluß. In dieser Dissertation führte er den Beweis, daß Dante’s Dichtung als eine politische Allegorie aufzufassen sei, als eine Satire auf den Verfall des Papstthums, das, seiner hohen kirchlichen Aufgabe untreu geworden, durch die Entfaltung der kaiserlichen Herrschaft in seine geistlichen Schranken zurückgedrängt werden müsse. Diesen Gedanken behandelt Gr. später in seinem Buche „Dante Alighieri“ (1865) in weiterer Ausführung, die, wie Bornmüller behauptet, „den Dante-Kennern viel Herzeleid verursacht hat“. Politik und Poesie, die Grieben’s Begleiterinnen durch sein ganzes Leben bleiben sollten, fanden sich schon vereint in den noch während der Universitätszeit entstandenen „Liedern eines Studenten“ (1843); Politik und schriftstellerischer Gestaltungsdrang bestimmten auch seine Berufswahl. Nachdem er in Köslin die Herausgabe seiner „Bußpsalmen. Sonette“ (1846) und die metrische Verdeutschung von [545] „Aeschylos’ Prometheus“ (1846) besorgt hatte, und 1846–48 zu Laskowitz in Westpreußen als Hauslehrer thätig gewesen war, machte er in seiner Vaterstadt seine journalistischen Lehrjahre durch, wurde 1850 Redacteur der „Ostsee-Zeitung“ in Stettin, 1852 Redacteur der „Lübeckischen Zeitung“ in Lübeck, kehrte 1853 nach Stettin zurück, wo er die „Pommersche Zeitung“ begründete, und ward 1859 in die Redaction der „Kölnischen Zeitung“ berufen, welcher er drei Jahrzehnte lang ununterbrochen seine eifrige und pflichttreue Thätigkeit gewidmet hat, bis zuletzt ein asthmatisches Leiden seine körperliche Kraft unterwühlte und am 24. September 1890 seinen Tod herbeiführte.

Als Politiker gehörte G. der liberalen Partei an, und seine politisch-litterarischen Aufsätze, die in der „Kölnischen Zeitung“ zerstreut sind, geben stets dem nationalen Gedanken von einer kraftvollen Einigung Deutschlands Ausdruck; er durfte ja auch die Freude erleben, seine Ideale verwirklicht zu sehen. Hier interessirt uns vorwiegend der Dichter G. Seinen oben genannten beiden Sammlungen folgten „Liebfraue. Gedichte“ (1854; 2. Aufl. 1856), „Norddeutsche Frühlingsterzinen“ (1859), „Zwei Tage an der Ahr“ (episch-lyrischer Reisescherz, 4. Aufl. 1868), „Ernst Moritz Arndt von Rügen. Beitrag zum Arndt-Denkmal auf dem Rugard“ (Gedichte, 1869), „Rheinische Wanderlieder“ (1870), „Zeitstimmen“ (1870), „Durch Wald und Wasser“ (Reisescherz, 1873), „Gott grüß’ die Kunst“ (Buchdruckerlieder, 1874) und endlich „Gesammelte Gedichte“ (1875; 3. Aufl. u. d. T. „Rheinische Wanderlieder und andere Dichtungen“ 1884). Die freundliche Aufnahme, welche die letzte Sammlung gefunden, spricht für den Werth der Gedichte. Es sind Gelegenheitsgedichte im guten Sinne des Wortes; denn jedes derselben ist aus der vollen, unmittelbaren Inspiration des Augenblicks hervorgegangen, ungekünstelt, lebendig und vollkräftig, nicht gemacht, sondern erlebt. Dabei besitzt G., wie Em. Geibel ihn beurtheilt, „die vorzügliche Gabe, auch die einfachsten Dinge in schönster Form zu sagen; sein Gefühl ist von reinster, edelster Art, und er ist als einer unserer besten lebenden Lyriker hoch zu schätzen“. Auch zwei dramatische Dichtungen hat G. verfaßt: „Es ist zu spät. Ein politisches Trauerspiel“ (1848) und „Drei Monate nach Dato“ (Lustspiel, 1857), die aber beide verschollen sind.

Persönl. Mittheilungen. – Köln. Zeitung vom 27. Sept. 1890.