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Artikel „Freyreiß, Georg Wilhelm“ von Julius Löwenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 372–373, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Freyrei%C3%9F,_Georg_Wilhelm&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:35 Uhr UTC)
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Freyreiß: Georg Wilhelm F., Reisender in Brasilien, geboren am 12. Juli 1789 zu Frankfurt a. M., † am 1. April 1825 in Brasilien. Der Sohn eines unbemittelten Schuhmachers, sollte er nach gewöhnlicher Vorbildung Kaufmann werden, aber seine Neigung zur Naturwissenschaft, namentlich zur Zoologie und Ornithologie, sein Geschick im Ausstopfen von Thieren, brachte ihn 1807 mit dem Ornithologen Meyer in Offenbach zusammen, der ihn an Langsdorff in Petersburg als Gehilfen zu der wissenschaftlichen Reise empfahl. Dieselbe sollte ursprünglich nach Mittelasien gehen. 1809 kam F. nach Petersburg, aber wegen des Krieges mit Persien wurde aus der asiatischen eine brasilische Reise. Im Herbst 1812 schiffte sich F. in Petersburg nach Brasilien ein und nach einem mehrmonatlichen unfreiwilligen, aber nützlichen Aufenthalt in Stockholm und Upsala landete er Ende August 1813 in Rio de Janeiro. Mißverständnisse entzweiten ihn aber bald mit Langsdorff und so trat er beim schwedischen Generalconsul für die naturwissenschaftlichen Interessen der Stockholmer [373] Akademie gegen ein namhaftes Jahrgehalt in Dienst. Kein volles Jahr verlief, so trat er im Juli 1814 mit dem Baron v. Eschwege, damals Oberstlieutenant und Verwalter des Bergwesens in portugiesischen Diensten, seine erste Reise nach dem Innern von Brasilien, und zwar in die Provinz Minas-Geraes, an. Er durchwanderte 150 deutsche Meilen und sammelte emsig Vögel, Insecten, Pflanzen, von denen er Januar 1815 einen Theil an die Akademie der Wissenschaften nach Stockholm schickte, welche Auszüge seiner Berichte in ihre Verhandlungen aufnahm. Durch seine Arbeiten und die Fürsprache des Staatsministers d’Aranjo, Conde de Barca, wurde F. zum Naturforscher des Königs lebenslänglich mit einem Gehalte von 1000 Crusaden und dem Range und der Anwartschaft einer Professur der Zoologie ernannt. In dieser Eigenschaft unternahm er am 4. August 1815 mit dem Fürsten Maximilian von Wied-Neuwied eine Reise an der Ostküste Brasiliens bis zur Villa St. Joa di Mucuri (18° südlicher Breite), trennte sich am 3. Februar 1816 von seinem fürstlichen Gefährten zu einem Seitenausfluge, Februar bis Mai, dann durchstreiften sie wieder gemeinschaftlich die Gegend bis Villa Vicoza, bis sie am 15. Juni sich abermals trennten, da der Fürst nordwärts ging, F. aber am Mucuri zurückblieb, um Ausflüge nach verschiedenen Seiten hin zu machen. Auf einem solchen traf er zu Bahia zum dritten Male mit dem Prinzen zusammen, welcher sich hier nach Europa einschiffte. Der Fürst erwähnt in seiner Reisebeschreibung öfter sehr ehrend seinen Begleiter und nannte eine von demselben entdeckte Fledermausart ihm zu Ehren Diclidurus Freyreisii. Auch der Insectenkenner v. Heyden nannte ihm zu Ehren einen Käfer Cucujus Freyreisii. F. lebte gewöhnlich in Bahia. Von hier aus machte er nach allen Seiten Ausflüge, sammelte glücklich und bereicherte die Cabinete von Moskau, Stockholm, Leyden, Berlin. Sein nicht unbedeutendes Vermögen verlor er durch Schiffbruch 1818 auf einer Reise zu den Botocuden. Ersatz und große Ausbeute versprach er sich von einer lange vorbereiteten Reise auf dem Amazonenfluß in das Innere von Brasilien, als ihn am 1. April 1825 ein frühzeitiger Tod ereilte. Er starb auf der von ihm mit unsäglicher Mühe gegründeten Pflanzung. Erschienen sind von F. nur „Beiträge zur näheren Kenntniß des Kaiserthums Brasilien, nebst einer Schilderung der neuen Kolonie Leopoldina und der wichtigsten Erwerbszweige für europäische Ansiedler, sowie einer Darstellung der Ursachen, wodurch neue Ansiedlungen mißglückten“, ein Band, Frankf. 1824. Er enthält allgemeine für jene Zeit gute Beobachtungen über Natur, Land und Leute Brasiliens.

Vgl. Mappes, Gedächtnißrede auf F., in der Iris, Unterhaltungsblatt für Freunde des Schönen und Nützlichen, Frankf. 1827, Nr. 46. Neuer Nekrolog d. D., 4. Jahrg. 1826, Ilmenau 1827, I. 1–14. Ersch u. Gruber, Allgem. Encykl., 49. Theil, S. 200 ff.