ADB:Frankenstein, Johann von
[246] nach lateinischer Quelle verfaßt, worunter nach der Einleitung die vier Evangelien, also die Vulgata zu verstehen sind. F. hatte vor dieser Dichtung noch nichts ähnliches unternommen, er gesteht daher selbst am Schlusse, daß es ihm hart angekommen sei, und bittet um Nachsicht. In der That ist das nur in einer einzigen Wiener Handschrift (Nr. 2691) befindliche Gedicht eine ziemlich werthlose Reimerei, die nach Form und Inhalt wenig dichterische Anlage verräth. Gleichwol nahm die spätere Zeit es auf, es wurde am Ende des 15. Jahrhunderts mehrfach gedruckt und wahrscheinlich auch ins Niederdeutsche (Lübeck 1482) übersetzt (Gervinus 2, 457).
Frankenstein: Johann v. F., Dichter. Er stammte aus Frankenstein in Schlesien, trat in den Johanniterorden und wurde von seinem Ordenspfleger in das Johanniterhaus nach Wien gesendet. In Wien verfaßte er im J. 1300 eine gereimte Bearbeitung der Passionsgeschichte, welche er, weil Christus der erste Kreuzträger gewesen, „Der Kreuziger“ nannte. Die Dichtung wurde auf Anregung eines Freundes des Dichters, Namens Seidel, unternommen, der Diener und Schaffner des Ordenshauses war. Sie ist, wie die Schlußrede angibt,- Vgl. Hoffmann, Die altdeutschen Handschriften zu Wien, S. 136–139.