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Artikel „Franck, Jakob“ von Johann Josef Hermann Schmitt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 676–677, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Franck,_Jakob&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 04:34 Uhr UTC)
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Franck: Jakob F., Subrector, wurde am 18. Februar 1811 zu Wachenheim an der Hart als der Sohn eines Winzers geboren. Er besuchte die Lateinschule im nahen Dürkheim, dann das Gymnasium zu Zweibrücken und studirte hierauf Theologie an den Universitäten Erlangen und Utrecht. Eine Zeitlang war er Hauslehrer in Waldfischbach und zugleich Hülfsgeistlicher in einem benachbarten Dorfe. An Theologen war damals kein Mangel in der Pfalz, wol aber an Philologen, und so wandte sich F., der ein guter Gymnasialschüler war, dem Gymnasiallehramte zu und wurde 1837 zum Studienlehrer an der neu errichteten Lateinschule zu Annweiler in den pfälzischen Vogesen ernannt, zu dessen Subrector er 1845 befördert wurde. An der politischen Bewegung der Jahre 1848/49 nahm er bei seinem lebhaften Temperament und seinem flammenden Patriotismus den eifrigsten Antheil, ohne jedoch mit den Gesetzen in Conflict zu kommen, so daß er in der darauffolgenden Reactionszeit zwar manches zu erdulden hatte, aber doch nicht gerichtlich belangt werden konnte. Seine warme Liebe zum deutschen Vaterlande – bei festlichen Gelegenheiten verlieh er gerne seinen patriotischen Gedanken beredten Ausdruck; freute es ihn doch ungemein, als 1870/71 der Traum seiner Jugend, die Einigung des deutschen Vaterlandes, endlich verwirklicht ward – wurde bestärkt durch seine Beschäftigung mit unserer inhaltreichen deutschen Vorzeit, er pflegte die germanistischen Studien in hervorragender Weise und sammelte sich einen großen Schatz an Kenntnissen auf diesem Gebiete. Ueber das deutsche Sprichwort hat er Specialstudien gemacht, die sein Freund Wander, dessen bedeutendster Mitarbeiter er war, für sein großes „Deutsches Sprüchwörterlexikon“ benützte. Die Geschichte des deutschen Buchhandels kannte er wie kein anderer. Um sein umfassendes und gründliches Wissen auf dem Gebiete der deutschen Litteratur anzuerkennen, ernannte ihn das freie deutsche Hochstift zu Frankfurt a. M. zu seinem „Meister“. Sein wissenschaftliches Streben fand 1871 auch von seiten der königlichen Regierung Anerkennung durch seine Berufung zum Vorstande der Lateinschule Landau, und als diese Anstalt 1872 zu einem vollständigen Gymnasium erweitert wurde, erhielt er 1874 das Subrectorat der Lateinschule [677] Edenkoben, an der er bis 1877 wirkte, in welchem Jahre er nach vollendetem vierzigsten Dienstjahre in den verdienten Ruhestand trat. Noch sieben Jahre des Lebens waren ihm beschieden, die er aufs fleißigste im Dienste der Wissenschaft ausnützte; er war insbesondere einer der fleißigsten Mitarbeiter der „Allgemeinen Deutschen Biographie“, mehr als hundert verdienten Männern hat er in dieser ihrer würdige Denkmäler gesetzt, er arbeitete mit großer Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit; herausheben dürfen wir wol die Biographieen des pfälzischen Historikers Lehmann, des Nürnberger Dichters Ayrer, des Zweibrückner Theologen Pantaleon Candidus (Weiß), des Speierer Buchdruckers Drach, des Speierer Juristen Eisenhart, der badischen Markgräfin Elisabeth, des Wetzlarer Reichsgerichtsrathes Eyben, des Leipziger Universitätsrectors Fabri de Werdea, des Göttinger Universitätsprofessors Feuerlein, des bekannten Schriftstellers Hackländer († 1877). Mit hervorragenden Gelehrten stand er in freundschaftlichem Verkehr, so besonders mit den Universitätsprofessoren Wattenbach und Bartsch in Heidelberg, auf deren Veranlassung er 1873 im Alter von mehr als 60 Jahren zum Ehrendoctor der Universität Heidelberg promovirt wurde. Er war Mitarbeiter des „Pfälzischen Museums“ (Monatsschrift für Pfälzische Litteratur und Kunst, Geschichte und Volkskunde), noch kurz vor seinem Tode schrieb er für dieses „Markwald von Annweiler, Reichstruchseß und kaiserlicher Lehensherr in Italien unter Heinrich VI.“, dann des „Serapeum“, von Herrig’s Archiv u. a. Zeitschriften. Den gedruckten Jahresberichten der Lateinschulen Landau und Edenkoben gab er gehaltreiche Abhandlungen bei, die von seinen gründlichen Kenntnissen auf dem Gebiete der deutschen Sprachforschung Zeugniß ablegten. Er hatte Materialien für eine urkundliche Geschichte der lateinischen Rathsschule in Landau gesammelt, kam aber nicht mehr zur Herausgabe derselben, ebenso leider auch nicht zur Herausgabe der „Quellenkunde des deutschen Sprichworts“, für die er mehr als 20 Jahre gesammelt hatte und die nach Wander’s Ausspruch ein Werk deutscher Gründlichkeit und Ausdauer geworden wäre, wie demselben schwerlich ein anderes Volk ein ähnliches hätte zur Seite stellen können (das reiche Material ging nach Franck’s Tode an Professor Dr. Steiff in Stuttgart über). Dabei war F. ein großer Naturfreund und hat eine überaus reiche Insectensammlung angelegt, die nach seinem Tode theilweise in den Besitz eines früheren Schülers des Progymnasiums Edenkoben, des jetzigen Dr. Stadtmüller in New York, überging. F. war ein überaus thätiger Mann, der für alles Schöne und Wahre begeistert war, ein echter Pfälzer und deutscher Patriot. Seine ganze freie Zeit widmete er der Wissenschaft und bedauerte gar oft die Kürze des menschlichen Lebens. Unter seinen Standesgenossen in Baiern gehörte er jedenfalls zu den kenntnißreichsten. Er starb am 17. September 1884 nach kurzem Leiden; er war fast nie krank gewesen und hatte deshalb trotz seines anstrengenden Berufes so vieles für die Pflege der Wissenschaft thun können.

Gedruckte Jahresberichte über die k. Lateinschule zu Edenkoben für die Schuljahre 1877/78, 1884/85, 1885/86. – Pfälzische Lehrerzeitung von 1885, Nr. 40. – Pfälzisches Museum von 1884, Nr. 10.