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Artikel „Feind, Barthold“ von Wilhelm Creizenach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 607–608, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Feind,_Barthold&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 13:44 Uhr UTC)
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Feind: Barthold F. wurde 1678 in Hamburg geboren. Er besuchte das Johanneum und bezog alsdann 1700 die Universität Wittenberg. Aus dieser Zeit stammen die ersten poetischen Versuche, die uns von ihm erhalten sind, meist Gelegenheitsgedichte, darunter eines auf den bekannten Polyhistor Konrad Samuel Schurtzfleisch, dessen Vorträge ihn besonders angezogen zu haben scheinen. Von Wittenberg wandte er sich nach Halle, wo er um 1702 die Würde eines Licentiaten der Rechte erwarb; alsdann nahm er als Advocat in Hamburg seinen ständigen Aufenthalt, unternahm aber auch mehrmals Reisen ins Ausland. Dabei nahm er lebhaften Antheil an dem bewegten geistigen Leben, das zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Hamburg herrschte; auch mischte er sich einige Male in die Klopffechtereien der hamburgischen Litteraten ein, welche man gewöhnlich als die ersten Anfänge der litterarischen Kritik und Polemik in Deutschland bezeichnet. Seine dichterische Thätigkeit wendete er hauptsächlich der Kunstgattung zu, die in Hamburg mit besonderer Vorliebe gepflegt wurde, der Oper; doch schrieb er auch Epigramme und Gelegenheitsgedichte und übersetzte manches aus fremden Sprachen. Viel bekannter als durch seine poetischen Versuche ist er jedoch durch seine ästhetischen Abhandlungen geworden, in welchen er seine vielseitige Bildung und umfassende Belesenheit, namentlich auch in der französischen und italienischen Litteratur, bekundet; die Dramen Shakespeare’s, den er zu einer Zeit erwähnt, als Shakespeare’s Name in Deutschland noch fast gar nicht bekannt war, kannte er wahrscheinlich nicht aus eigener Lectüre; er bemerkt blos, daß sie nach einer Aussage des Sir William Temple einen überwältigenden Eindruck auf die Zuhörer machten. Von diesen Abhandlungen ist die „Von dem Temperament und der Gemüthsbeschaffenheit eines Poeten“, welche er 1704 als Vorrede zu einer Uebersetzung der Satire „Lob der Geldsucht“ von dem Holländer van Decker erscheinen ließ, die wichtigste; in ihr sucht er nachzuweisen, daß das cholerische Temperament für den Dichter das geeignetste sei. Freilich wird die Untersuchung in etwas unbeholfener Weise geführt, es läßt sich jedoch nicht leugnen, daß „Ahnungen von dem, was die Poesie eigentlich ist und will, bei ihm hervorbrechen“ (Gervinus). Im übrigen zeigt er sich als begeisterter Verehrer Lohenstein’s, er hält jedoch den Schlesiern mit ausgesprochenem landschaftlichem Patriotismus die Leistungen der Niedersachsen entgegen. In einem ähnlichen Anschauungskreise bewegen sich seine „Gedanken von der Opera“ (vor der Ausgabe seiner Gedichte, Stade 1708) und die Vorberichte vor seinen Opern, in welchen er nach Art der französischen Dramatiker sein Verhältniß zur Ueberlieferung darlegt und daran wol auch allgemeinere ästhetische Betrachtungen anknüpft. Ueber die äußere Geschichte seines Lebens sind wir mangelhaft unterrichtet, wir wissen jedoch, daß er sich in die Streitigkeiten einmischte, die bald nach seiner Rückkehr in die Vaterstadt durch den ehrgeizigen Demagogen Pastor Krumbholtz veranlaßt wurden. Durch kühne Aeußerungen in seinen Schriften zog er den Haß der Krumbholtz’schen Partei auf sich, welche vom Senat seine Verbannung erzwang (1707). F. begab sich nach Stade und kehrte erst wieder nach Hamburg zurück, als die Ruhe durch eine kaiserliche Commission wieder hergestellt war (1708). Im Kriege zwischen Dänemark und Schweden gab er einige Schriften im Interesse Schwedens heraus; er wurde deshalb auf einer Reise in Dänemark gefangen genommen und auf die Festung Rendsburg gebracht. Die Nachricht, daß er sein Leben in der [608] Gefangenschaft beendigt habe, ist jedoch unrichtig, 1719 war er wieder in Hamburg und hier starb er 1721 in der Nacht vom 14. auf den 15. Oct.

Vgl. Schröder, Lexikon der Hamburgischen Schriftsteller, wo auch ein Verzeichniß von Feind’s Schriften mitgetheilt ist.