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Artikel „Dietz, Feodor“ von Friedrich Pecht in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 209–210, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dietz,_Feodor&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 23:55 Uhr UTC)
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Dietz: Feodor D., Schlachtenmaler, geb. zu Neunstetten in Baden den 29. Mai 1813, † 18. Nov. 1870, erhielt den ersten Unterricht bei den Brüdern Kuntz in Karlsruhe, begab sich aber schon 1831 nach München, wo er sich bald durch sein Talent bemerkbar machte. Erst bei den Wandgemälden im Königsbau beschäftigt, ging er bei entschiedener Neigung zu allen militärischen Dingen bald zur Schlachtenmalerei über und malte zunächst einige Bilder zu dem Schiller’schen Wallenstein. So einen Tod Max Piccolomini’s 1835, welcher großen Erfolg hatte durch die Kühnheit und den Phantasiereichthum der Composition trotz allerdings sehr unvollkommener Technik und geringer Kenntniß der Natur. Aber die durchaus romantische Auffassung, welche der damaligen Stimmung so sehr entsprach, ließ den sehr starken Bestandtheil theatralischen Wesens, das eine fast nothwendige Frucht solcher Vereinigung war, anfänglich ganz übersehen. Um so mehr, als die nun rasch nach einander folgenden Bilder vom Tod Pappenheim’s, Gustav Adolfs, dem Sieg des Markgrafen Ludwig über die Türken einen bedeutenden Fortschritt zu gesundem Realismus zeigten. Einige Bilder aus der neueren Kriegsgeschichte offenbarten freilich auch die Mängel dieser leicht ins Hohle und Gespreizte umschlagenden Richtung, denen er niemals durch jenes feine Naturstudium, den starken Sinn für alles Individuelle und Charakteristische zu begegnen wußte, wie er den Werken eines Pet. Heß, Frz. Adam, Horschelt ihren Werth gibt. Auch nicht als er bei einem dreijährigen Aufenthalt in Paris sich mit Vernet befreundete. Indeß erhielt dort eines seiner durch ihre reiche Erfindung und energisches dramatisches Leben frappirenden Bilder die große goldene Medaille. – Im J. 1839 kehrte er erst nach Karlsruhe zurück und malte dann, bald wieder nach München übersiedelnd, eine Reihe Scenen aus der badischen Kriegsgeschichte, die indeß wenig Werth haben, da der Mangel eines genauen Naturstudiums, wie der Fähigkeit, dem modernen Leben seine malerische Seite abzugewinnen, immer mehr hervortritt. [210] Voll patriotischer Begeisterung und ritterlichen Wesens machte er 1848 und 49 die Feldzüge in Schleswig-Holstein als Freiwilliger mit und brachte eine interessante Ausbeute an künstlerischen Studien heim, ohne sie indeß in bedeutenden Schöpfungen zu verwerthen, da die Darstellung moderner Kämpfe seinem vorherrschend pathetisch idealisirenden Wesen immer weniger gelang. Am meisten Werth haben sie darum noch, wenn er sie ins phantastische Gebiet hinüberspielen kann, wie in seiner nächtlichen Heerschau nach Zedlitz oder seiner Scene aus der Schlacht von Leipzig, wo Bauern dem fliehenden Napoleon ihre Verwünschungen nachsenden. Dies führte ihn denn auch zu seiner bedeutendsten Schöpfung, jener Zerstörung Heidelbergs durch Melac, die er in lebensgroßen Figuren 1856 für die Karlsruher Gallerie gemalt hat, ein Bild, dem man trotz stark hervortretendem theatralischen Pathos, ziemlich roher Charakteristik und ungenügender Bewältigung der Zeichnung doch weder dramatisches Leben noch glückliche Erfindung der Motive oder selbst coloristisches Verdienst absprechen kann. Viel schwächer ist die unmittelbar darauffolgende Königin Eleonore am Sarge Gustav Adolfs, schwarz und schwer gemalt, conventionell in der Auffassung und roh in der Durcharbeitung.

Von einer ungewöhnlich gewandten und einnehmenden Persönlichkeit unterstützt, erwarb sich in dieser Zeit D. viele Verdienste um die Leitung der allgemeinen Angelegenheiten der Münchener Künstlerschaft, die ihn Jahre lang zum Vorstand der Corporation wählte, in welcher Eigenschaft er die historische Ausstellung von 1858, den Unterstützungsverein, eine Verbindung sämmlicher Genossenschaften zu einem allgemein deutschen Künstlerverein sehr förderte. Freilich war gerade die Beschäftigung mit diesen zeitraubenden und zerstreuenden Dingen künstlerischer Sammlung und Vertiefung sehr wenig günstig. Im J. 1862 folgte er einem Rufe als Lehrer an die Karlsruher Akademie, ohne dort irgend bedeutendes mehr zu schaffen. Selbst die Bilder, die er noch ins Münchener Nationalmuseum und fürs Maximilianeum lieferte, zeigen nur die Schwächen seiner Richtung, die ihn trotz aller unbestreitbaren Begabung zu Werken von bleibender Bedeutung nie kommen ließen. Als Abgeordneter der badischen Hülfsvereine den deutschen Truppen nach Frankreich folgend, machte ein Gehirnschlag dem bewegten Leben dieses durch seine glänzende Persönlichkeit noch mehr als durch seine Werke bedeutenden Mannes bei Gray am 18. Novbr. 1870 ein Ende. – Mit ihm starb einer der letzten und ritterlichsten Romantiker.