ADB:Bernstein, Georg Heinrich

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bernstein, Georg Heinrich“ von Gustav Bickell in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernstein,_Georg_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 06:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 2 (1875), S. 485 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Heinrich Bernstein in der Wikipedia
Georg Heinrich Bernstein in Wikidata
GND-Nummer 117589160
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|485|485|Bernstein, Georg Heinrich|Gustav Bickell|ADB:Bernstein, Georg Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117589160}}    

Bernstein: Georg Heinrich B., namhafter Orientalist, insbesondere Syrolog, geb 1787 zu Cospeda bei Jena, habilitirte sich 1811 zu Jena, wurde 1812 als außerordentlicher Professor nach Berlin berufen, machte den Freiheitskrieg als Officier mit, kam 1820 als ordentlicher Professor an die Universität Breslau und starb am 5. April 1860 zu Lauban in Schlesien. Die kleinen Schriften, welche er in den ersten Jahren seiner litterarischen Thätigkeit über Indisches, Arabisches und orientalische Religionsgeschichte schrieb, kommen weniger in Betracht („Vergleichungstabelle der muhammedanischen Zeitrechnung mit der christlichen“, 1812; „Ein Gedicht des Szafi Eddin“, 1816; „De initiis et originibus religionum in oriente dispersarum e codice arabico“, 1817; „Hitopadesae particula“, 1823). Den Schwerpunkt seiner Wirksamkeit legte er bald auf das Syrische, namentlich auf die Herstellung eines brauchbaren syrischen Lexikons, an dem es noch ganz fehlte, da das aus dem harmonischen Lexikon der Londoner Polyglotte separat abgedruckte syrische Wörterbuch von Fehlern wimmelt und selbst den bescheidensten Anforderungen nicht genügt. Dieser seiner Lebensaufgabe dienten auch die wissenschaftlichen Reisen nach England in den Jahren 1815 und 1836, sowie nach Italien 1842–1843. Als Vorarbeiten sind zu betrachten „Proben aus Bar Bahlul’s syrisch-arabischem Lexikon“, Breslau 1842, und das ausgezeichnete Glossar zu der von B. besorgten zweiten Auflage der „Chrestomathia syriaca“ von Kirsch, 1832–1836. Von dem großartig angelegten „Lexicon linguae syriacae“ selbst erschien jedoch nur das erste Heft (1857); die Vorarbeiten kamen nach Bernstein’s Tod nach England und wurden als Material in den „Thesaurus linguae syriacae“ von Payne-Smith verarbeitet. B. konnte eben bei der außerordentlichen Sauberkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit seiner Arbeiten schwer mit denselben zum Abschluß kommen (selbst seine Unzufriedenheit mit den vorhandenen syrischen Lettern hielt ihn in seiner schriftstellerischen Thätigkeit auf), und so mußte leider Deutschland den Ruhm, das erste wissenschaftliche syrische Wörterbuch hervorgebracht zu haben, an England überlassen. Ein gleiches Schicksal hatte sein Plan, die Chronik des Barhebräus nach der ungenügenden Ausgabe von Bruns und Kirsch von neuem zu ediren, welchen er 1847 ankündigte, nachdem er schon früher Verbesserungen zu jener Ausgabe veröffentlicht hatte („Gregorii Bar Hebraei chronici syriaci e codicibus passim emendati atque illustrati specimen I“. 1822). In seiner Ausgabe der Kirsch’schen Chrestomathie publicirte er noch das Proömium zu den Bibelscholien des Barhebräus und dessen Scholien zum Buche Job, letztere auch besonders (1858). Das Johannesevangelium gab er nach der philoxenianischen, durch Thomas von Heraklea revidirten, syrischen Uebersetzung abermals heraus, mit genauer Verzeichnung aller Punkte und Lesezeichen („Das h. Evangelium das Johannes, syrisch nach harklensischer Uebersetzung“, 1853). Ueber diese Uebersetzung des Neuen Testamentes schrieb er auch die Abhandlung „De Charklensi N. Testamenti translat. syriaca“, 1837. Endlich verdienen noch rühmliche Erwähnung seine „Syrischen Studien“ in den Jahrgängen 1849, 1850 und 1852 der „Deutsch-morgenländischen Zeitschrift“, welche eine große Anzahl von Correcturen zu den bis dahin gedruckten syrischen Texten enthalten.

Vgl. über ihn Gosche im wissenschaftl. Jahresbericht über die morgenländischen Studien 1859–1861 S. 8.