ADB:Bernoulli, Johann (Mathematiker)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bernoulli, Johann II.“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 480–482, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernoulli,_Johann_(Mathematiker)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 08:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bernoulli, Daniel
Band 2 (1875), S. 480–482 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann II. Bernoulli in der Wikipedia
Johann II Bernoulli in Wikidata
GND-Nummer 117589136
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|480|482|Bernoulli, Johann II.|Moritz Cantor|ADB:Bernoulli, Johann (Mathematiker)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117589136}}    

Bernoulli: Johann B. II., Mathematiker und Jurist, geb. 18. Mai 1710 zu Basel, † 18. Juli 1790 ebendaselbst. Bruder der beiden vorhergehenden, dritter Sohn Johann I. Aus seinem frühen Studiengange ist die Erlangung der Magisterwürde am 8. Juni 1724 zu bemerken, weil er diese erste akademische Ehre gleichzeitig mit Leonhard Euler erwarb. Sein Fachstudium war die Jurisprudenz, in welcher er am 27. März 1732 doctorirte. [481] Daneben widmete er aber als wahrer Bernoulli seine Geisteskräfte der Mathematik, in welche der Vater ihn selbst einführte. Für seine Befähigung können wir Daniel B. I. als Zeugen anführen, welcher bereits am 28. April 1729 an Goldbach schrieb: „Mein Bruder ist ein junger Mann von etlichen zwanzig Jahren, welcher, wie er den Namen meines Vaters führt, auch dessen Beifall mit Rücksicht auf sein Alter stets in höherem Grade als ich oder seine übrigen Brüder erhielt. Vor einiger Zeit hat er die Rechtslicenz erlangt, und wird wol bald in diesem Fache doctoriren. Veröffentlicht hat er meines Wissens noch nichts. In der Mathematik liegt seine Stärke, wie ich glaube, in der Synthese; doch versteht er auch ziemlich viel von Analysis, insbesondere von Integralrechnung. Kurzum ich hoffe bald in ihm wiederzufinden, was ich an meinem seligen Bruder verloren habe.“ Später schreibt Daniel am 23. April 1743 an Euler: „Es nimmt mich Wunder, daß Ew. mehr auf mich als auf meinen Bruder reflectiren. Der Herr Maupertuis, der uns beide gar wohl kennt und allen Eifer für den Dienst I. K. M. bezeugt hat, ist hierin einer ganz andern Meinung. Wenn mein Bruder nur nicht so indolent wäre, würde er die übrigen Bernoulli bald übertreffen.“ Unmittelbar nach der Promotion als Doctor der Rechte fällt die Reise nach Petersburg, von welcher unter Daniel B. schon gesprochen wurde. Nach einem Berichterstatter (Leu) wurden ihm dort Anträge gestellt, zu bleiben, welche er zurückgewiesen habe. Nach der Rückkehr nach Basel trat er mehrfach als glücklicher Bewerber um von der Pariser Akademie ausgeschriebene Preise auf. Die gekrönten Arbeiten haben zum Inhalte: „Die Fortpflanzung des Lichtes“ (1736), „Die Gestalt der Schiffsanker“ (1737), „Die Schiffswinde“ (1741), „Die Theorie des Magnetes“ (1746). Die drei letztgenannten Preise theilte er mit andern Bewerbern. Anderweitige Erfolge waren seine Ernennung zum Mitgliede der Berliner Akademie (1747), nachdem Unterhandlungen ihn nach Berlin selbst zu berufen an seiner Ablehnung gescheitert waren, zum Mitgliede der neuen Akademie in Nancy (1755), zum auswärtigen Mitgliede der Pariser Akademie (1782) als Nachfolger seines Bruders Daniel. Weniger Glück hatte er in der eigentlichen Universitätscarriere. Oftmals als Bewerber zu verschiedenen Professuren seiner Vaterstadt auftretend, fiel er bei der Loosziehung regelmäßig durch, bis er 1743 endlich als Professor der Beredsamkeit aus der Urne hervorkam. Als Johann I. starb, waren drei Bernoullis in Basel vorhanden: Nikolaus I. als Rechtsprofessor, Daniel I. als Professor der Anatomie, welche beide nicht geneigt waren ihre Stellen zu vertauschen und Johann II., der es mit Freuden gethan hätte. Ein besonderer Großrathsbeschluß gab es der Universitätsbehörde an die Hand, letzteren zu bitten, von der Loosziehung abzusehen, allein die alte Gewohnheit siegte und Jak. Christoph Ramspeck wurde Professor der Mathematik. So viel war übrigens erreicht, daß man einen Tausch der Professuren zuließ, und so übernahm Ramspeck die Beredsamkeit, Johann II. die Mathematik im October 1748. Von wissenschaftlichen Leistungen sind nur die genannten Preisschriften vorhanden. Weitere Veröffentlichungen verhinderte die in Daniels Brief gerügte Indolenz. Unter Johanns gelehrten Freunden ist besonders De Maupertuis zu nennen, der 1759 in seinem Hause starb. Ungleich den beiden Brüdern verheirathete sich Johann II., und seine fünf Söhne haben den Namen Bernoulli ehrenvoll fortgesetzt. Der dritte dieser Söhne, Daniel II., wurde schon als Professor der Beredsamkeit und der Medicin und als Lobredner auf Daniel I. genannt. Von zwei weiteren Söhnen, und zwar von dem ältesten Johann III. und dem jüngsten Jakob II., ist sogleich noch die Rede.

Vgl. Leu, Allgemeines helvetisches eidgenössisches Lexikon. Bd. III. [482] S. 282–284. Zürich 1749. – Athenae Rauricae p. 324–327. Basel 1778. – Merian, Die Mathematiker Bernoulli. Basel 1860.