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Wo bleiben denn aber deine Erdbeeren? fragte sie endlich, indem sie stehen blieb und einen tiefen Athemzug that.

Hier haben sie gestanden, sagte er; aber die Kröten sind uns zuvorgekommen, oder die Marder, oder vielleicht die Elfen.

Ja, sagte Elisabeth, die Blätter stehen noch da; aber sprich hier nicht von Elfen. Komm nur, ich bin noch gar nicht müde; wir wollen weiter suchen. Vor ihnen war ein kleiner Bach, jenseits wieder der Wald. Reinhardt hob Elisabeth auf seine Arme und trug sie hinüber. Nach einer Weile traten sie aus dem schattigen Laube wieder in eine weite Lichtung hinaus. Hier müssen Erdbeeren sein, sagte das Mädchen, es duftet so süß.

Sie gingen suchend durch den sonnigen Raum; aber sie fanden keine. Nein, sagte Reinhardt, es ist nur der Duft des Haidekrauts.

Himbeerbüsche und Hülsendorn standen überall durch einander, ein starker Geruch von Haidekräutern, welche abwechselnd mit kurzem Grase die freien Stellen des Bodens bedeckten, erfüllte die Luft. Hier ist es einsam, sagte Elisabeth; wo mögen die Andern sein?

An den Rückweg hatte Reinhardt nicht gedacht. Warte nur; woher kommt der Wind? sagte er, und hob seine Hand in die Höhe. Aber es kam kein Wind.

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Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)