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verantwortlich zu machen. Aber wer denkt daran? Was ich vom modernen Judenthum sage, will ich wahrlich nicht auf die einzelnen Individuen angewandt wissen. Es giebt viele Juden, die Respect vor unserem Glauben, Achtung vor dem germanischen Charakter, Theilnahme an unserem Volkswohl haben; es giebt viele Juden, die wahr im Wort, treu im Versprechen, redlich im Geschäft, gar keinen Anlaß zur Klage bieten, – ich selbst kenne solche, achte und liebe sie. Aber der Begriff „modernes Judenthum“ bedeutet eben die Summe der hervorstechenden Züge, nicht die Vorzüge einzelner Persönlichkeiten; es ist mir unverständlich, wie man jenes Wort anders hat auffassen können. Man redet doch von „Germanenthum“ und weiß, daß manche Germanen keine Spur davon an sich tragen; man spricht von dem „heutigen Christenthum“ und denkt nicht an alle einzelnen Christen. Nur in diesem Sinne habe ich das moderne Judenthum verstanden; aber in diesem Sinne ist es in der That jene Erscheinung, wie ich sie gezeichnet habe, ohne Bescheidenheit, ohne Toleranz, ohne sociale Gleichheit. Auch betriebsam, nüchtern, intelligent, bildungsdurstig ist es; durch das Festhalten an der Familienpietät und der alten religiösen Tradition eng verbunden. Gern will ich diese Tugenden hervorheben; aber ich kann es nicht leugnen, daß bei der Verehrung der eigenen Religion diese Zerstörung der fremden einen doppelt schauerlichen Eindruck macht. Man wird mir einwenden, daß es nicht blos jüdische Schriftsteller sind, die Gift und Galle gegen das Christenthum speien, daß die elendesten Scribenten vielleicht unter den verlorenen Söhnen unserer Kirche gesucht werden müssen. Ich gebe dies zu. Trotzdem bleibt es richtig, daß die Eigenthümer aller jener Blätter, welche Christenthum, Kirche und Geistliche lästern, Juden sind. Aber wie ein schlechter Kuppler vor Gott und Gewissen für alles Verderben verantwortlich ist, das unter seinen Augen sich vollendet, so trägt auch der Eigenthümer einer Zeitung die moralische Rechenschaft für alle Unzucht der Sprache, die in seinem Blatte ihre Schande treibt. Mögen die edlen Juden ihren unedlen Glaubensgenossen zu verstehen geben, daß es sich

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Adolf Stoecker: Das moderne Judenthum in Deutschland. Wiegandt und Grieben, Berlin 1880, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stoecker_Zwei_Reden.djvu/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)