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Gerichtshof, ich weiß nicht, ob es ein wahres Bild ist, denn ich bin nicht dabei gewesen. Aber ein realistisch wahrscheinliches Bild ist es und darum bitte ich um Freisprechung von der Anklage.[1]

Bedenken Sie, meine Herren von Israel, daß uns Christus gerade so heilig ist, wie Ihnen Jehovah, und Sie müssen unsern Zorn, anstatt zu verdammen, ehren und anerkennen.

Wie aber die Berliner Witzblätter, lauter jüdisches Giftgeschmeiß, die christlichen Dinge verhöhnen und verspotten, oft in einer einzigen Nummer drei, vier Mal, weiß Jeder, der diese verderblichen Blätter liest. Ebenso wie sie, sind auch die jüdisch-liberalen Zeitungen völlig in Haß gegen das Christenthum eingetaucht; die Artikel, welche wir oben abgedruckt haben, sind nur das Schlimmste von vielem Schlimmen seit einem halben Jahr. Bei diesem Zustand der Dinge von Judenhetze, Judenverfolgung zu reden, ist ein baarer Unsinn. Jene Blätter treiben das ganze Jahr Kirchenschmähung, Christenthumshetze, Pastorenverfolgung; sie thun dies in der Hauptstadt der größten protestantischen Macht der Welt. Und wenn dann zuletzt, um das Volk diesen Niederträchtigkeiten nicht zum Opfer werden zu lassen, zur Nothwehr gerufen wird, wenn ein Geistlicher in der nobelsten Weise sich diesen Gemeinheiten widersetzt, dann ruft dieselbe Presse nach dem Staatsanwalt, nach der kirchlichen Obrigkeit.


  1. Zur Vergleichung, mit welcher Wahrhaftigkeit jüdische Vereine behandelt werden, diene eine Correspondenz über den Talmudverein vom 26. September 1875: „Der Talmudverein, welcher seit seiner vor 23 Jahren erfolgten Begründung, allabendlich seine Mitglieder zum Studium des Talmud versammelt, beging am Sonntag das Fest der Einweihung seiner neuen Lehrräume im eigenen Hause. Nach dem Vortrag mehrerer Gesänge hielt der Vorsteher und Schriftführer des Vereins, Dr. A. Berliner, eine Anrede an das zahlreich versammelte Publikum, in welcher er den Dank aussprach allen den Männern, welche durch ihren Eifer in der Verwaltung oder durch Fundationen dazu beigetragen haben, daß der Verein nunmehr sein eigenes Haus beziehen könne.“ Der Talmud aber leistet, wie bekannt, in Aberglauben und Intoleranz das Aeußerste; trotzdem nur freundliche Worte!
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Adolf Stoecker: Das moderne Judenthum in Deutschland. Wiegandt und Grieben, Berlin 1880, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stoecker_Zwei_Reden.djvu/31&oldid=- (Version vom 18.8.2016)