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Erdbewegung eine Kontraktion von etwa ein Hundert-Milliontel erleiden. Eine vollkommene Kugel verwandelt sich demnach in ein abgeplattetes Ellipsoid, und wenn man sie rotieren läßt, so deformiert sie sich derartig, daß die kleine Axe des Ellipsoids immer der Richtung der Erdgeschwindigkeit parallel bleibt. Da die Meßinstrumente sich ebenso deformieren wie die zu messenden Gegenstände, so entziehen sich diese Deformationen der Beobachtung, es sei denn, daß man die Zeit bestimmen könnte, die das Licht gebraucht, um den Gegenstand der Länge nach zu durchlaufen.

Diese Hypothese gibt Rechenschaft von den beobachteten Tatsachen. Aber damit darf man sich nicht zufrieden geben; man wird einst noch genauere Beobachtungen machen: werden die Resultate dann positiv ausfallen? werden sie uns in den Stand setzen die absolute Bewegung der Erde zu bestimmen? Lorentz glaubt das nicht; eine solche Bestimmung hält er auch in der Zukunft für unmöglich; der übereinstimmende Instinkt aller Physiker, der Mißerfolg aller bisherigen Versuche rechtfertigen seine Ansicht hinreichend. Betrachten wir demnach diese Unmöglichkeit als ein allgemeines Naturgesetz, nehmen wir sie als Postulat hin. Welche Folgerungen ergeben sich dann daraus? Diese Frage hat Lorentz näher untersucht; er fand, daß alle Atome sowie alle positiven oder negativen Elektronen eine Trägheit besitzen müssen, die für alle, nach denselben Gesetzen mit der Geschwindigkeit variiert. Jedes materielle Atom wäre danach aus kleinen und schweren positiven Elektronen zusammengesetzt, und wenn die wahrnehmbare Materie uns nicht als elektrisch erscheint, so liegt das daran, daß die beiden Arten von Elektronen in ungefähr gleicher Anzahl vorhanden sind. Sie alle haben keine Maße, und ihre Trägheit beruht auf einer, beim Äther gemachten Anleihe. In diesem Systeme

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Henri Poincaré: Das Ende der Materie. Teubner, Leipzig 1914, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poincar%C3%A9Ende.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)