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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

ersten Art sind ganz und gar Offenbarungen der göttlichen Eigenschaften, nämlich seiner Gnade und seines Wohlwollens, [p. 164 M.] durch die er alle Menschen zu tugendhaftem Leben anleitet und ganz besonders das für seinen Dienst befähigte Volk, dem er den Weg zur Glückseligkeit bahnt. 190 Die zweite Art setzt einen innigen Verkehr voraus, da der Prophet über das, was er wissen will, anfragt und die Gottheit ihm antwortet und ihn belehrt. Die dritte Art ist dem Gesetzgeber vorbehalten, dem die Gottheit die Gabe des Voraussehens erteilt hat, durch die er die Zukunft im Namen Gottes künden kann. 191 Von einer Besprechung der Offenbarungen der ersten Art wollen wir absehen, denn sie sind zu gross, als dass sie von einem Menschen gerühmt werden können, ja kaum Himmel, Weltall und die gesamte Natur könnten sie würdig preisen; übrigens werden sie auch gewissermassen durch einen Dolmetsch verkündet; Verdolmetschung aber ist etwas anderes als Prophezeiung. Die zweite Art aber will ich nunmehr darzulegen versuchen und mit ihr alsdann die dritte Art verbinden, in der die Verzückung des Redenden zu Tage tritt, ein Zustand, der ihn besonders und im eigentlichen Sinne als Propheten erscheinen lässt.

192 (24.) Wir wollen nun unser Vorhaben auf folgende Weise beginnen. Es gibt vier Stellen, in denen gesetzliche Bestimmungen durch Weissagungen in Form von Frage und Antwort erlassen werden; ihre Art ist gemischter Natur: einerseits ist der Prophet während der Frage in Verzückung, andrerseits erteilt der Allvater die Offenbarung, indem er Rede und Antwort mitteilt. Der erste Fall betrifft einen Uebeltäter, der nicht bloss Moses, den frömmsten aller Menschen, die je gelebt haben, sondern auch einen, der von der Frömmigkeit nur ein wenig gekostet hat, in Zorn versetzen musste (3 Mos. 24,10ff.). 193 Ein Bastard, Sohn ungleicher Eltern, eines ägyptischen Vaters und einer jüdischen Mutter, missachtete die angestammten Sitten der Mutter, neigte sich, wie die Erzählung lautet, dem aegyptischen Unglauben zu und trat eifrig für die Gottlosigkeit der Aegypter ein. 194 Fast von allen Völkern nämlich sind die Aegypter die einzigen, die die Erde als Bollwerk gegen den

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/045&oldid=- (Version vom 1.8.2018)