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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

gehen dürfen, die Verrichtung der Gebete, der Opfer und der anderen heiligen Handlungen oblag, den anderen, die manche „Tempelwärter“ nennen, nichts von alledem, sondern nur die Besorgung und Obhut des Heiligtums und aller Gegenstände darin bei Tag und bei Nacht, so machte sich die Uneinigkeit über den Vorrang, die schon bei vielen häufig Anlass zu grossem Unglück geworden ist, auch hier geltend (4 Mos. 16,1ff.): die Tempelwärter erhoben sich gegen die Priester und sannen darauf, das diesen überwiesene Ehrenamt an sich zu reissen; sie hofften, dass dies leicht sein werde, da sie jenen an Zahl um ein vielfaches überlegen waren. 175 Damit es aber nicht schiene, als ob sie im eigenen Interesse nach Aenderung der Lage strebten, überreden sie auch den ältesten der zwölf Stämme, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen, und diesem schlossen sich viele der Unbesonnenen an, da er das Recht des Erstgeborenen auf die Führung geltend machen konnte. 176 Moses erkannte, dass dieser grosse Aufstand gegen ihn selbst gerichtet sei; denn er hatte gemäss dem ihm geoffenbarten Gottesworte seinen Bruder zum Hohenpriester erwählt, es gingen aber verläumderische Reden um, als hätte er die Offenbarungen erdichtet und die Wahl nur wegen der Verwandtschaft und aus Liebe zum Bruder getroffen. 177 Darüber natürlich betrübt, nicht nur, dass er Misstrauen begegne, trotzdem er so viele Proben seiner Vertrauenswürdigkeit abgelegt hatte, sondern auch, dass dies in Angelegenheiten der Gottesverehrung geschehe, um derentwillen [p. 162 M.] allein schon auch, wer sonst unwahrhaftigen Charakters ist, aufrichtig sein musste – ist ja die Wahrheit die Begleiterin Gottes –, verschmähte er es, sie mit Worten über seine Handlungsweise zu belehren, da er wohl wusste, dass der Versuch einer Umstimmung derer, die durch gegensätzliche Ansichten voreingenommen sind, sehr schwer ist, sondern fleht zu Gott, ihnen sichtbare Beweise dafür zu liefern, dass bei der Wahl zum Priesteramte kein Trug stattgefunden habe[1]. 178 Da befiehlt Gott (4 Mos. 17,16ff.),


  1. Die Bestrafung Korahs und seiner Rotte wird hier übergangen und für den letzten Teil der Darstellung zurückgestellt (§ 275 ff.).
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/041&oldid=- (Version vom 1.8.2018)