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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

ihre ewige Dauer. 126 Richtig und sehr schön ist es auch, dass die zwölf Steine in der Farbe voneinander verschieden sind und keiner dem andern gleicht. Denn auch von den Bildern des Tierkreises[1] erzeugt jedes eine ihm eigene Färbung sowohl in Luft, Erde und Wasser und den Vorgängen in diesen Elementen als auch bei allen Arten von Lebewesen und Gewächsen. 127 (13.) Aus zwei Lagen besteht das Logeion ganz mit Recht; denn zweifach ist auch der sowohl im All als auch in der Natur des Menschen waltende Gedanke (Logos): im All der der körperlosen, urbildlichen Ideen, aus denen die übersinnliche Welt gebaut wurde, und der der sichtbaren Dinge, welche getreue Abbilder jener Ideen sind und aus denen unsere sinnlich wahrnehmbare Welt geschaffen wurde[2]; ebenso beim Menschen einerseits der im Innern wohnende Gedanke, andrerseits der sich äussernde, und zwar ist der erstere gewissermassen der Quell, der letztere das aus jenem hervorströmende gesprochene Wort[3]; der Ort des ersteren ist die Vernunft, der des sich äussernden Gedankens die Zunge, der Mund und alle anderen Sprachwerkzeuge. 128 Sehr richtig hat ferner der Künstler dem Logeion eine quadratische Gestalt gegeben; er will damit andeuten, dass wie der Gedanke in der Natur, so auch der im Menschen in jeder Beziehung feststehen muss und in keinem Punkte schwanken darf. Demgemäss hat er ihm auch die zwei erwähnten Vorzüge, Offenbarung und Wahrheit, zugewiesen, denn wie der Gedanke der Natur (das Naturgesetz) wahrhaft ist und alles offenbart, so ist auch der Geist des Weisen in dessen Nachahmung gebührendermassen verpflichtet, ebenso in Verehrung der Wahrheit ohne jeden Trug zu sein und


  1. Zu τῶν ἐν τῷ ζῳοφόρῳ ist ζῳδίων zu ergänzen; ζῳοφόρος ist = ζῳδιακὸς κύκλος.
  2. Vgl. Ueber die Weltschöpfung § 16 ff.
  3. Stoische Termini, zum Teil schon von Plato und Aristoteles sachlich begründet. Vgl. Ueber Abraham § 29. 83; De migr. Abr. § 71 λόγος δὲ ὁ μὲν πηγῇ ἔοικεν, ὁ δὲ ἀπορροῇ, πηγῇ μὲν ὁ ἐν διανοίᾳ, προφορὰ δὲ ἡ διὰ στόματος καὶ γλώττης ἀπορροῇ. Aehnlich ibid. § 78. „Gedanke und Wort sind nach der Lehre der Stoiker ein und dasselbe. Derselbe Logos, welcher Gedanke ist, solange er in der Brust bleibt, wird zum Worte, wenn er aus ihr hervortritt“. (Zeller, Philos. d. Gr. III³ 1 S. 67 mit Anm.)
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/030&oldid=- (Version vom 1.8.2018)