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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

himmlischer Liebe, von hoher Ehrfurcht für den Herrn des Alls durchdrungen und selbst hinwiederum von Gott geehrt. Die dem Weisen angemessene Ehre aber ist der Dienst des wahrhaft Seienden, und der Dienst Gottes ist das Amt des Priesters. Dieses Ehrenamtes nun, des grössten Glückes, das es in der Welt geben kann, wurde er gewürdigt, indem er durch göttliche Offenbarungen über jegliche heilige Verrichtung und jeden heiligen Dienst belehrt wurde. 68 (2.) Zuvor musste wie seine Seele auch sein Körper rein sein, indem er keine Leidenschaft an sich haften liess und von allem, was zur sterblichen Natur gehört, von Speise und Trank und dem Verkehr mit Frauen, sich unbefleckt erhielt. 69 Von diesem nun hatte er schon seit langer Zeit sich mit Nichtachtung ferngehalten, fast seitdem er seine Wirksamkeit als Prophet [p. 146 M.] und gotterfüllter Seher begonnen hatte, da er es für seine Pflicht hielt, sich stets für die Offenbarungen bereit zu halten. Um Speise und Trank aber kümmerte er sich 40 Tage lang hintereinander gar nicht (2 Mos. 34,28. 5 Mos. 9,9.18); fand er ja offenbar bessere Speise in dem Schauen (Gottes), durch das er von oben vom Himmel herab begeistert und zuerst geistig, dann aber unter der Einwirkung der Seele auch körperlich veredelt wurde, nach beiden Richtungen, an Kraft und Adel der Erscheinung, wachsend, so dass die, die ihn später sahen, ihren Augen nicht trauten. 70 Als er nämlich auf göttlichen Befehl auf den höchsten und heiligsten Berg der Umgebung hinaufstieg, der sonst ganz und gar unzugänglich war, soll er bis zu der erwähnten Zahl von Tagen dort geblieben sein, ohne irgend etwas von notwendigster Nahrung zu sich zu nehmen. 40 Tage später, wie erwähnt, stieg er hinab, viel schöner anzuschauen als da er emporgestiegen war, so dass, die ihn sahen, ihn voller Verwunderung anstaunten und ihre Augen den Anblick des sonnenartigen Glanzes, den er ausstrahlte, nicht längere Zeit auszuhalten vermochten (2 Mos. 34,29 ff.).

71 (3.) Als er noch oben verweilte, wurde er in die geheimen Weihen des Priesteramtes eingeführt und über alles belehrt und zwar zuerst über das, was ja auch im Range das erste ist, über die Einrichtung des Heiligtums und seines

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/017&oldid=- (Version vom 1.8.2018)