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„Was tut man dagegen?“

„Starke Verzückungen werden angewandt. Ein neuer Rausch, wie immer bei Katzenjammer. Aber singen Sie noch, das ist auch so ’n neuer Rausch.“

Mareile sang:

„Du bist der,
Nach dem ich verlangte
In frostigen Winters Frist.
Dich grüßet mein Herz
Mit heiligem Grauen.“

Günther nahm seinen Traum wieder auf. Die griechische Sonne, die roten Felsen gegen den unsagbar blauen Himmel … aber jetzt stand Mareile in alldem. Sie schaute mit den tokaierbraunen Augen den Strand entlang und wartete auf ihn. Auf ihn! Teufel! Das wäre etwas!

„Hell wie der Tag
Taut es mir auf
Wie tönender Schall –“

sang Mareile.

Wie sie im Singen bebte, wie die Töne in ihr schwollen! Plötzlich ging Günther hinaus. Er fürchtete, wunderlich auszusehen, mit dieser neuen, großen Aufregung im Herzen.


„Da Sie wieder singen,“ sagte Günther zu Mareile, „so reiten Sie wohl auch wieder.“

Mareile hatte nichts dawider. „Gut!“ bestimmte Günther. „Ich reite heute mit Ihrem Vater aufs Vorwerk hinaus. Sie kommen also mit!“

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)