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Anblick: „Angenehm ist das – wie – wie – reine Wäsche nach der Reise!“

Er trat auf die Veranda hinaus und blickte über die Kieswege und Blumenbeete hin. Die heiße Luft zitterte und flimmerte. Der Buchsbaum glänzte wie grünes Leder. Hinter dem Garten dehnte sich Wiesenland aus, dann niedrige Hügel, an denen die Äcker wie regelmäßige Seidenstreifen niederhingen. Unten, von der Buchsbaumhecke sah Günther seine Frau auf das Haus zulaufen. Die eine Hand hielt die Schleppe des weißen Kleides, die andere einen bunten Strauß Erbsenblüten. Ein wenig atemlos blieb Beate vor Günther stehen und lächelte. Die Gestalt schwankte leicht, wie zu biegsam.

„Riech mal,“ sagte sie und hielt ihm den Strauß hin. „Das riecht wie Sommerferien, nicht?“

„Du kannst ja laufen wie ein Jöhr,“ meinte Günther.

„Ja, ja!“ Beate lachte: „Hier ist man wieder jung; weil alles umher so schön alt ist, so alt wie – wie Kinderfrauen.“

Sie gingen in den Gartensaal. Günther streckte sich in einem Sessel aus und ließ sich Tee einschenken.

„Gewiß! Gut ist’s hier,“ begann er, die Worte langsam vor sich hinschnarrend. „Wie’s so aussieht, müßte der schon ein umgewandter Monsieur sein, der hier nicht auf seine Rechnung kommt, wie, Beating?“

Beate schlug die Augen zu ihm auf, für das schmale, weiße Gesicht sehr große Augen, durchsichtig und graublau, mit ein wenig feuchtem Golde auf dem Grunde. Eine freundliche, ruhige Ironie lag in ihrem Blick. Das machte Günther

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Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)