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früher loszuschlagen, das ganze römische Reich in die schwersten Kriegsunruhen stürzen“. 223 Eine so wichtige und überraschende Anzeige wollte der Kaiser nicht unbeachtet lassen, da bei der Nachbarschaft der beiden Könige die Sache eine ganz besondere Vorsicht nothwendig machte. 224 Die Hauptstadt von Kommagene liegt nämlich unmittelbar am Euphrat und hätte für die Parther, im Falle sie wirklich so etwas im Sinne hatten, einen ebenso bequemen Uebergangspunkt, als starken Stützpunkt gebildet. 225 Da man sich nun in Rom auf die Angabe des Pätus verlassen zu können glaubte, so bekam er freie Hand, die entsprechenden Vorkehrungen nach seinem Ermessen zu treffen, worauf er ohneweiters auch vorgieng. Ganz plötzlich, ehe man sich’s am Hofe des Antiochus versah, stand er schon mit der sechsten Legion und einigen Cohorten, wie auch mehreren Reitergeschwadern in Kommagene, 226 an seiner Seite Aristobulus, der König von Chalcis, und Soämus, König von Emesa. 227 Der Einfall erfolgte ohne den geringsten Widerstand, da von den Leuten auf dem Lande Niemand gegen die Römer die Waffen ergreifen wollte, 228 Antiochus in der Hauptstadt aber, weit entfernt, auch nur einem flüchtigen Gedanken an einen Kampf mit Rom Raum zu geben, bei dieser niederschmetternden Kunde sich sogar entschloss, sein Reich ganz zu verlassen und mit Frau und Kindern in die Verbannung zu ziehen, um so, wie er meinte, den Römern seine volle Unschuld an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen zu beweisen. 229 Die erste Nacht brachte er denn auch bereits 120 Stadien von der verlassenen Hauptstadt entfernt auf der dortigen Ebene zu.

230 (2.) Pätus schickte nun ein Detachement zur Besetzung von Samosata ab und versicherte sich auf diese Weise der Hauptstadt. Er selbst warf sich mit den übrigen Truppen rasch auf Antiochus. 231 Aber nicht einmal diese Zwangslage vermochte den Antiochus zu irgend welchen feindseligen Schritten gegen die Römer fortzureißen, sondern er hatte nur Thränen für sein Unglück und ergab sich im Uebrigen in sein Schicksal. 232 Viel schwerer fiel es dagegen seinen in der Blüte der Jugend stehenden Söhnen, die mit ihrer militärischen Erfahrung eine außergewöhnliche Körperstärke vereinigten, den Schlag ohne jede Gegenwehr hinzunehmen. Epiphanes und Kallinikus griffen demnach zur Gewalt. 233 Es kam zu einem heißen Kampfe, in welchem sie einen ganzen Tag mit der glänzendsten Bravour fochten, so dass der Feind, als sie sich am Abend trennten, nicht den geringsten Vortheil über ihre Truppen errungen hatte. 234 So gut nun auch die Schlacht ausgefallen war, so wenig wollte trotzdem Antiochus vom Bleiben hören. Er nahm seine Frau und seine Töchter und floh mit ihnen nach Cilicien, eine Flucht, die den Kampfesmuth seiner treuen Soldaten vollständig lähmte. 235 Da

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/516&oldid=- (Version vom 1.8.2018)