Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/257

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mehrere weniger brauchbare Lehrer empfohlen hat. Auch die Medicin ist lange Zeit hindurch von einem einzigen Gelehrten versorgt worden. Ebenso ist die Inzucht sehr im Zunehmen begriffen, und dass einflussreiche Väter ihren Söhnen, Schwiegerväter ihren Schwiegersöhnen sehr oft günstige Stellungen verschafft haben, ist allgemein bekannt. Es steht fest, dass auf diese Weise impotente Menschen befördert und bedeutende Kräfte, welche einen anderen wissenschaftlichen Standpunkt einnahmen, unterdrückt worden sind. Aber auch sonst haben Lehrer ihre Schüler, deren Unfähigkeit, so lange sie Docenten waren, Niemandem ein Geheimniss war, so lange an den einzelnen Hochschulen ausgeboten, bis sie endlich untergebracht waren, und dann die zuvorkommende angeführte Fakultät mit Schrecken erkannte, was für ein Danaergeschenk ihr angepriesen worden sei. Unter dreissig Berufungen giebt es heute kaum eine, die aus rein sachlichen Motiven und ohne persönliche Beziehungen erfolgt, während bei allen anderen mächtige Lehrer, Freunde, Gönner oder Verwandte dieselben durchgesetzt haben.

Dies sind im wesentlichen die Uebelstände, welche heutzutage durch die Fakultäten und den dominirenden Einfluss einzelner Fakultätsmitglieder an der Tagesordnung sind. Alle diese Unzuträglichkeiten würden zum grossen Theile vermieden werden, wenn zunächst nur Sectionen über ihre Angelegenheiten

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/257&oldid=- (Version vom 17.8.2016)