Seite:Die fröhliche Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/357

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
15
Du strenger Thurm, mit welchem Löwendrange

Stiegst du empor hier, siegreich, sonder Müh!
Du überklingst den Platz mit tiefem Klange –:
Französisch, wärst du sein accent aigu?
     Blieb ich gleich dir zurück,

20
Ich wüsste, aus welch seidenweichem Zwange …

– mein Glück! Mein Glück!

Fort, fort, Musik! Lass erst die Schatten dunkeln
Und wachsen bis zur braunen lauen Nacht!
Zum Tone ist’s zu früh am Tag, noch funkeln

25
Die Gold-Zieraten nicht in Rosen-Pracht,

     Noch blieb viel Tag zurück,
Viel Tag für Dichten, Schleichen, Einsam-Munkeln
– mein Glück! Mein Glück!


 *     *     *


     Nach neuen Meeren.

Dorthin – will ich; und ich traue
Mir fortan und meinem Griff.
Offen liegt das Meer, in’s Blaue
Treibt mein Genueser Schiff.

5
5
Alles glänzt mir neu und neuer,

Mittag schläft auf Raum und Zeit –:
Nur dein Auge – ungeheuer
Blickt mich’s an, Unendlichkeit!


 *     *     *


 Sils-Maria.

Hier sass ich, wartend, wartend, – doch auf Nichts,
Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Nietzsche: Lieder des Prinzen Vogelfrei. E. W. Fritzsch, Leipzig 1887, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_fr%C3%B6hliche_Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/357&oldid=- (Version vom 31.7.2018)