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Pancratius. Ach, mein Herr Sganarelle, es steht jetzt Alles auf dem Kopf, und die Welt ist in eine allgemeine Corruption verfallen. Eine furchtbare Zügellosigkeit herrscht überall, und die Behörden, die doch eingesetzt sind um die Ordnung in unserm Staat aufrecht zu erhalten, sollten vor Scham erröthen, daß sie ein so unerträgliches Aergerniß dulden wie das, von dem hier die Rede ist.

Sganarelle. Was denn aber? –

Pancratius. Ist es nicht ein Gräuel, findet Ihr’s nicht himmelschreiend, daß man öffentlich sagen darf: die Form eines Huts?

Sganarelle. Wie so?

Pancratius. Ich behaupte, es heißt die Figur eines Huts und nicht die Form; denn zwischen Form und Figur besteht der augenscheinliche Unterschied, daß die Form die äußere Gestaltung belebter Körper bezeichnet, die Figur aber die äußere Gestaltung lebloser Gegenstände: und weil der Hut ein nicht organisches Object ist, muß es heißen: die Figur eines Huts und nicht die Form. (Er spricht wieder in die Coulissen.) Ja, Du Ignorant, so muß man sprechen; so schreibt es ausdrücklich Aristoteles in seinem Kapitel über das Wesen der Dinge 3.

Sganarelle (beiseit). Ich dachte wahrhaftig, der Himmel wollte einfallen. (Laut.) Herr Doctor, denkt jetzt nicht mehr an das Alles. Ich ....

Pancratius. Ich bin so in Zorn, daß ich mich noch nicht fassen kann.

Empfohlene Zitierweise:
Molière übersetzt von Wolf Graf von Baudissin: Die erzwungene Heirath. S. Hirzel, Leipzig 1866, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_erzwungene_Heirath-Moli%C3%A8re-Baudissin-1866.djvu/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)