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§ 7. In den meisten fällen ist ī durch kontraktion eines stimmhaften palatalen reibelautes mit vorausgehendem palatalem vokal entstanden. Beispiele sind: ‑īm, endung der 1. pers. sing. ind. praes. act., air. ‑igim ‑aigim; ‑fŭī ‑fī, endung des cond. pass., air. ‑fide; æŕī „reue, busse“, air. aithrige; bŕīȷ „Brigitta“, air. Brigit; ȷlī (neben dəlíə, vgl. II 266, 19) „gesetz“, air. dliged; gadī „dieb“, mir. gataige gadaige; impī „bitte“, mir. impide; šlī „gewerbe“, mir. slige; , gen. sing. und nom. pl. zu cȧx, „haus“, air. tige; əšcī́ „drinnen“, zu air. tig, dat. sing. zu teg tech. In manchen wörtern hat sich der dem reibelaute vorausgehende palatale vokal, und zwar i, in folge einer akzentverschiebung aus einem palatalen gleitlaute entwickelt (vgl. § 12). Beispiele sind: bŭī „gelb“, air. buide; bŭīx „dankbar“, mir. buidech, sīm „sitze“, mir. suidim sudim, air. suidigur suide; ī (neben īhə īə iə) „nacht“, air. aidche (adaig); əmŭī́ „draussen“, mir. immaig; snīm „knoten“, mir. snaidm. In den wörtern aiŕī (neben aiŕə, vgl. II 252, 25) „aufstehn“ und garī „garten“ ist der dem reibelaute vorausgehende vokal als svarabhakti aufzufassen: aiŕī aus *aiŕi aus *aiŕjə aus *ēŕjə, air. éirge érge; garī aus *gari aus *garjə aus *garđə, mir. garrda, aisl. garđr.

Neben ī erscheint da, wo dem stimmhaften palatalen reibelaute früher noch ein h folgte, oft ijə, namentlich in der endung des part. perf. pass. der verba auf ‑īm und in der endung des praes. pass. der verba auf ‑īm, z. b. bæn̄ijə „gesegnet, geweiht“, beannuighthe neben bæn̄ī (vgl. II 251, 17 ff.); kruijr̥ (kruəjr̥) „es wird gehärtet“, cruadhuigthear neben kruīr kruhīr.

§ 8. In einer nicht gleich grossen, aber immerhin beträchtlichen zahl von fällen entspricht ī einem air. bezw. mir. langen i. Beispiele sind: ȷīrəx „gerade“, air. dírech; fīr „wahr“, air. fír; īkĭm „bezahle“, air. íccaim; īxtr̥ „unterer teil“, air. íchtar; īšl̥ „niedrig“, air. ísel; ḱīx „weibliche brust“, mir. cích; ḱīr „kamm“, air. cír; ḱīs „pacht“, air. cís; ḱŕīx „ende“, air. crích; ḱŕīn „vertrocknet“, air. crín; ĺīn „flachs, netz“, air. lín; mīlə „tausend“, air. míle; ńī „nicht“, air ní; šīl „same“, air. síl; cīŕ „land“, air. tír; pīpə (vgl. II 289, 15) „pfeife“, mir. píp; ȷīšlī „würfel“, mengl. dys; šḱŕīvĭm „schreibe“, air. scríbaim.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Nikolaus Finck: Die araner mundart. N. G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1899, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_araner_mundart.djvu/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)