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Anonym: Edda

Harbard.
16
Ich war bei Fiölwar   fünf volle Winter

Auf einem Eiland,   das Allgrün heißt.
Wir fochten und fällten   die Feinde da,
Versuchten Manches   und freiten Mädchen.


Thôr.
17
Wie ward es da   mit euern Weibern?


Harbard.
18
Wir hatten zierliche Weiber,   wären sie zahmer gewesen;

Wir hatten hübsche Weiber,   wären sie uns holder gewesen.
Aber Stricke wanden sie   am Strand aus Sand,
Gruben den Grund
Aus tiefem Thal.
Ich allein war allen   überlegen mit List,
Lag bei sieben Schwestern   und genoß im Spiel ihre Gunst.
Was thatest du derweil, Thôr?


Thôr.
19
Ich tödtete Thiassi,56   den übermüthigen Thursen,

Auf warf ich die Augen   des Sohnes Ölwalts
An den heitern Himmel:
Die wurden meiner Werke   gröste Wahrzeichen,
Allen Menschen sichtbar seitdem.
Was thatest du derweil, Harbard?


Harbard.
20
Allerlei Liebeskünste   übt’ ich bei Nachtreiterinnen,

Die ich mit List ihren Männern entlockte.
Ein harter Riese, halt ich,   ist Hlebard gewesen:
Er gab mir seine Wünschelruthe,   damit raubt’ ich ihm den Witz.


Thôr.
21
Gute Gabe   galtst du mit übelm Lohn.


Harbard.
22
Eine Eiche muß fallen,   sonst fertigt man den Kahn nicht;

Jeder sorgt für sich.
Was thatest du derweil, Thôr?


Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/069&oldid=- (Version vom 18.8.2016)