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Anonym: Edda

7. Harbardhsliodh.
Das Harbardslied.

Thôr kam von der Ostfahrt her an einen Sand; jenseits stand der Fährmann mit dem Schiffe. Thôr rief:


1
Wer ist der Gesell der Gesellen,   der überm Sunde steht?


Harbard antwortete:
2
Wer ist der Kerl der Kerle,   der da kreischt überm Waßer?


Thôr.
3
Über den Sund fahr mich,   so füttr ich dich morgen.

Einen Korb hab ich auf dem Rücken,   beßre Kost giebt es nicht.
Eh ich ausfuhr   aß ich in Ruh
Hering und Habermuß:   davon hab ich noch genug.


Harbard.
4
Allzuvorlaut   rühmst du dein Frühmahl;

Du weist das Weitre nicht:
Traurig ist dein Hauswesen,   todt wird deine Mutter sein.


Thôr.
5
Das hör ich nun hier,   was das Herbste scheint

Jedem Mann, daß meine Mutter todt sei.


Harbard.
6
Du hältst dich nicht, als hättest du   guter Höfe drei:

Barbeinig stehst du   in Bettlersgewand,
Nicht einmal Hosen hast du an.


Thôr.
7
Steure nur her die Eiche,   die Stätte zeig ich dir,

Doch Wem gehört das Schiff,   das du hältst am Ufer?


Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/067&oldid=- (Version vom 18.8.2016)