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Anonym: Edda

6. Hâvamâl.
Des Hohen Lied.
1
Der Ausgänge halber   bevor du eingehst

Stelle dich sicher,
Denn ungewiss ist,   wo Widersacher
Im Hause halten.

2
Heil dem Geber!   der Gast ist gekommen:

Wo soll er sitzen?
Athemlos ist,   der unterwegs
Sein Geschäft besorgen soll.

3
Wärme wünscht   der vom Wege kommt

Mit erkaltetem Knie;
Mit Kost und Kleidern   erquicke den Wandrer,
Der über Felsen fuhr.

4
Waßer bedarf,   der Bewirthung sucht,

Ein Handtuch und holde Nöthigung.
Mit guter Begegnung   erlangt man vom Gaste
Wort und Wiedervergeltung.

5
Witz bedarf man   auf weiter Reise;

Daheim hat man Nachsicht.
Zum Augengespött   wird der Unwißende,
Der bei Sinnigen sitzt.

6
Doch steife sich Niemand   auf seinen Verstand,

Acht hab er immer.
Wer klug und wortkarg   zum Wirthe kommt
Schadet sich selten:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/045&oldid=- (Version vom 31.7.2018)