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Anonym: Edda

7
Blutbefleckt   vorn an der Brust,

Kiefer und Rachen   klaffend zum Biß,
So ging er entgegen   mit gähnendem Schlund
Dem Vater der Lieder   und bellte laut.
Fort ritt Odhin,   die Erde dröhnte,
Zu dem hohen Hause   kam er der Hel.

8
Da ritt Odhin   ans östliche Thor,

Wo er der Wala   wuste den Hügel.
Das Wecklied begann er   der Weisen zu singen,
(Nach Norden schauend   schlug er mit dem Stabe
Sprach die Beschwörung   Bescheid erheischend)
Bis gezwungen sie aufstand   Unheil verkündend.


Wala.
9
Welcher der Männer,   mir unbewuster,

Schafft die Beschwerde mir   solchen Gangs?
Schnee beschneite mich,   Regen beschlug mich,
Thau beträufte mich,   todt war ich lange.


Odhin.
10
Ich heiße Wegtam,   bin Waltams Sohn.

Wie ich von der Oberwelt   sprich von der Unterwelt.
Wem sind die Bänke   mit Baugen (Ringen) bestreut,
Die glänzenden Betten   mit Gold bedeckt?


Wala.
11
Hier steht dem Baldur   der Becher eingeschenkt,

Der schimmernde Trank,   vom Schild bedeckt.
Die Asen alle   sind ohne Hoffnung.
Genöthigt sprach ich,   nun will ich schweigen.


Wegtam.
12
Schweig nicht, Wala,   ich will dich fragen

Bis Alles ich weiß.   Noch wüst ich gerne:
Welcher der Männer   ermordet Baldurn,
Wird Odhins Erben   das Ende fügen?

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/043&oldid=- (Version vom 31.7.2018)