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Anonym: Edda

Er trug einen blauen Mantel und nannte sich Grimnir, sagte aber nicht mehr von sich, auch wenn man ihn fragte. Der König ließ ihn zur Rede peinigen und setzte ihn zwischen zwei Feuer und da saß er acht Nächte. König Geirröd hatte einen Sohn, der zehn Winter alt war und Agnar hieß nach des Königs Bruder. Agnar ging zu Grimnir, gab ihm ein volles Horn zu trinken, und sagte, der König thäte übel, daß er ihn schuldlos peinigen ließe. Grimnir trank es aus; da war das Feuer so weit gekommen, daß Grimnirs Mantel brannte. Er sprach:


1
Heiß bist du, Flamme,   zuviel ist der Glut:

Laß uns scheiden, Lohe!
Schon brennt der Zipfel,   zieh ich ihn gleich empor,
Feuer fängt der Mantel.

2
Acht Nächte fanden mich   zwischen Feuern hier,

Daß mir Niemand   Nahrung bot
Als Agnar allein;   allein soll auch herschen
Geirröds Sohn   über der Goten Land.

3
Heil dir, Agnar,   da Heil dir erwünscht

Der Helden Herscher.
Für einen Trunk   mag kein Andrer dir
Beßre Gabe bieten.

4
Heilig ist das Land,   das ich liegen sehe

Den Asen nah und Alfen.
Dort in Thrudheim21   soll Thôr wohnen
Bis die Götter vergehen.

5
Ydalir31 heißt es,   wo Uller hat

Den Saal sich erbaut.
Alfheim17 gaben dem Freyr   die Götter im Anfang
Der Zeiten als Zahngebinde.

6
Die dritte Halle hebt sich,   wo die heitern Götter

Den Saal mit Silber deckten.
Walaskialf12. 30 heißt sie,   die sich erwählte
Der As in alter Zeit.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/021&oldid=- (Version vom 31.7.2018)