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dritte Teil [noch] bleibt den elenden Sterblichen. 104 Er selbst aber wird vom Westen her hineinfliegen mit leichtem Sprunge, 105 das ganze Land belagernd und verödend. 106 Aber wenn er mächtige Höhe hat und unerfreulichen Schrecken, 107 wird er kommen und auch die Stadt der Seligen zerstören wollen. 108 Und ein König, von Gott her gegen diesen geschickt, 109 wird umbringen alle die großen Könige und besten Männer. 110 Und dann wird so Gericht sein vom Unvergänglichen[1] über die Menschen.

111 Wehe, wehe dir, elendes Herz! Was reizest du mich hierzu, 112 Ägyptens schmerzliche Vielherrschaft zu offenbaren? 113 Gehe zum Osten zu den thörichten Geschlechtern der Perser 114 und offenbare denen das Gegenwärtige ’und das, was‘[2] sein wird.

115 Der Strom des Flusses Euphrat wird eine Überschwemmung herbeiführen 116 und verderben die Perser und Iberer und Babylonier 117 und die kriegsliebenden, auf ihre Bogen ’vertrauenden‘[3] Massageten. 118 Ganz Asien wird, vom Feuer verbrannt, bis zu den Inseln ’erglänzen‘[4]. 119 Pergamos, das vormals hochwürdige, wird ...[5] untergehen, 120 und Pitane wird ganz verödet unter den Menschen erscheinen. 121 Lesbos wird ganz untersinken in den tiefen Meeresschlund, so daß es zu Grunde geht. 122 Smyrna wird die Abhänge hinab sich windend (?) jammern[6]; 123 die vormals hochwürdige und namhafte [Stadt] wird ganz untergehen. 124 Die Bithynier werden bejammern ihr in Asche verwandeltes Land 125 und das große Syrien und das an ’Geschlechtern reiche‘[7] Phönikien.

126 Wehe, wehe dir, Lykien! Wie viel Übel bereitet dir 127 ’das Meer, indem es von selbst‘[8] emportritt auf den schmerzlichen Boden, 128 so daß es ’überspült‘[9] mit böser Erschütterung und bitteren Fluten 129 Lykiens salbenloses[10] und das einst salbenduftende Land.

130 Es wird auch gegen Phrygien ein schrecklicher Zorn sein um der Trauer willen, 131 derentwegen Rhea des Zeus [Mutter] kam und dort blieb.

132 ’Das Meer‘[11] ’wird der Kentauren‘[12] Geschlecht und barbarisches Volk 133 und die Lapithen ...[13]. 134 Das Land Thessalien wird verderben der tiefwirbelnde Fluß, 135 der tiefströmende Peneios ...[14] von der Erde. 136 Der Eridanos[15], welcher behauptet, daß er einstmals Gestalten von Tieren erzeugte * * *.

137 Hellas, das dreimal unselige, werden ’bejammern‘[16] die Dichter, 138 wenn von Italien her den Landrücken des Isthmos durchschlägt 139 des großen Rom großer König, der gottgleiche Mann[17], 140 welchen, sagt man, Zeus selber erzeugte und die erhabene Hera: 141 der mit musischem Klange honigsüße Lieder[18] 142 um Theaterbeifall buhlend viele verderben wird samt seiner unseligen Mutter. 143 Es wird fliehen aus Babylon[19] der furchtbare und schamlose Herrscher, 144 den alle Sterblichen verabscheuen und alle Besten; 145 denn er hat viele zu Grunde gerichtet und an den Leib [der Mutter?] die Hände gelegt, 146 gegen Gattinnen sich versündigt und war von ’schändlichen‘ [Eltern ?][20] geschaffen. 147 Er wird aber kommen zu den Medern und zu den Königen der Perser; 148 die waren die ersten, nach denen er verlangte und bei denen


  1. So Citat bei Lactantius (ähnl. Exc.); Hdschr. „wird so ein unvergängliches Ende sein den M.“.
  2. Castalio; „das was einst“ (unmetrisch) Hdschr.
  3. Meineke; Hdschr. „alle“ ohne Konstr. für „Bogen“ (Emend. Unsicher).
  4. Meineke; Hdschr. „tropfen“.
  5. Korruptel („traubenförmig“); etwas wie „von Grund aus“ wird erwartet.
  6. Oder „einst jammern“.
  7. Dansqueius; Hdschr. „vielbepflanzt“, unmetrisch. Syrien und Phönikien stehen nach den Hdschr. im Accusativ, was einen Widersinn giebt.
  8. Canter; Hdschr. sinnlos.
  9. Struve; Hdschr. „beweint“.
  10. Anspielung auf die Stadt Μύρα in Lykien (ἄμυρος – μυρίπνους).
  11. Nomin. Alex.; Hdschr. Accus.
  12. Rzach: „wird verderben der Taurer“.
  13. Sinnlose Worte.
  14. Hdschr. „Gestalten von Tieren“; vgl. 136.
  15. Vgl. zu 315: von einem thessalischen Flusse des Namens weiß niemand.
  16. Alex.; Hdschr. sinnlos.
  17. Vgl. zu V. 32.
  18. Die Konstruktion dieses Accus. ist nicht ersichtlich.
  19. Man versteht das apokalyptische Bab. (Rom.), doch wäre „nach Bab.“ eine leichte Änderung.
  20. Castalio; Hdschr. meist „kleinem“, was Mask. und Neutr. sein kann („aus Kleinem“).
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)