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und steht ihnen bei; 713 der Himmel und die gottgetriebene Sonne und der Mond. 714 Die allesgebärende Erde wird bewegt werden in jenen Tagen[1]. 715 Süße Rede ’werden sie‘ aus dem Mund ’erschallen lassen in Liedern‘[2]: 716 Kommt, niederfallend zur Erde laßt uns alle anflehen 717 den unsterblichen König, den großen und ewigen Gott. 718 Laßt uns zum Tempel schicken, denn er allein ist der Herrscher, 719 und laßt uns alle das Gesetz des höchsten Gottes bedenken, 720 welches von allen auf Erden das gerechteste ist. 721 Wir aber waren von dem unsterblichen Wege abgeirrt 722 und verehrten Werke, von Menschenhand gemacht, in thörichtem Sinne, 723 Götzen und Bilder abgeschiedener Menschen. 724 Dieses werden die Seelen der gläubigen Menschen rufen: 725 Kommt, im ’Hause‘[3] Gottes auf unser Angesicht fallend 726 laßt uns mit Gesängen erfreuen Gott, unseren Erzeuger, in [seinem] Hause, 727 die Waffen der Feinde uns verschaffend auf der ganzen Erde, 728 sieben Längen der Zeiten, der sich umschwingenden Jahre, 729 runde und lange Schilde und Helme und mannigfaltige Waffen, 730 auch große Mengen von Bogen und Wurfgeschossen und ’Pfeilspitzen‘[4]; 731 ’und nicht wird man‘[5] sich aus dem Walde Holz abhacken für den Schein des Feuers.

732 Aber du, unglückseliges Hellas, höre auf, hoffärtig gesinnt zu sein; 733 flehe an den großherzigen Unsterblichen und hüte dich, 734 ’wiederum‘[6] unbesonnenes Volk wider diese Stadt ’zu senden‘[7], 735 welches aus dem heiligen Lande des Großen ist. 736 Rühre nicht an Kamarina; es bleibt besser unangerührt[8]. 737 [’Erwecke nicht‘] den Panther aus dem Lager, daß dir nicht ein Übel zustoße, 738 sondern halte dich fern und hege nicht hoffärtigen, 739 übermütigen Sinn im Herzen, daß du [es] sendest zu mächtigem Kampfe. 740 Und diene dem großen Gott, auf daß du hieran Anteil erhältst. 741 Wenn dann auch dieser ’schicksalsvolle‘ Tag seine Vollendung ’bekommt‘[9], 742 und über die Menschen das Gericht des unsterblichen Gottes kommt[10], 743 wird zu den Menschen kommen ’der Anfang von großem Glück‘[11]. 744 Denn die allesgebärende Erde wird den Sterblichen geben die beste 745 unermeßliche Frucht von Korn, Wein und Öl; 746 aber vom Himmel herab lieblichen Trank süßen Honigs, 747 und die Bäume die Frucht des Obstes, und fette Schafe 748 und Rinder, und von den ’Schafen‘[12] Lämmer und von den Ziegen Zicklein. 749 Und [die Erde] wird hervorbrechen lassen süße Quellen weißer Milch. 750 Voll aber werden die Städte und die fetten Fluren von Gütern 751 sein und kein Schwert auf Erden noch Kriegslärm; 752 noch wird ferner die schwer seufzende Erde erschüttert werden. 753 Nicht Krieg noch auch Dürre wird ferner auf Erden sein, 754 nicht Hunger und die Früchte verwüstender Hagel; 755 sondern großer Friede auf der ganzen Erde. 756 Und ein König wird dem anderen Freund sein bis zum Ende 757 der Zeiten, und ein gemeinsames Gesetz auf der ganzen Erde 758 wird der Unsterbliche im gestirnten Himmel den Menschen vollenden, 759 Alles, was geschehen ist(?) von den elenden Sterblichen. 760 Denn er selbst allein ist Gott, und es giebt keinen andern mehr; 761 er selbst auch wird mit Feuer verbrennen die feindliche Macht[13] der Männer.

762 Aber treibt ’euer‘[14] Herz in der Brust zur Eile an 763 und flieht den ’ungerechten‘[15] Götzendienst. Dem Lebenden diene! 764 Hüte dich vor Ehebruch und dem gesetzlosen Beilager


  1. = 675, hier ungehörig, wie Opsopoeus sah.
  2. Rzach; „werden sie aber führen in L.“ oder „vermehren sie in jenen Tagen“ Hdschr. (unmetrisch).
  3. Hartel; Hdschr. „Volk“.
  4. Meineke; Hdschr. „der ungerechten“.
  5. Gförer wie 651; Hdschr. „denn auch nicht“, ohne Subjekt.
  6. Rzach; Hdschr. Lücke.
  7. Gfrörer (Bleek); Hdschr. „sende“ Imper. Den V. 735 tilgt Gfrörer.
  8. Antikes Sprichwort; von einem gefährlichen Sumpfe bei der gleichnamigen Stadt in Sizilien hergeleitet.
  9. So Citat bei Lactantius; Hdschr. „günstige“ und ohne Verbum.
  10. V. 742 (vgl. 743) nur bei Lact.
  11. Volkmann; Hdschr. leicht entstellt, Lact. ganz anders: „ein großes Gericht und auch Anfang“ (oder „Herrschaft“; vgl. 784).
  12. Volkmann; Hdschr. „Lämmern“.
  13. A. LA. „das feindliche Geschlecht“.
  14. Rzach; Hdschr. „mein“.
  15. Castalio; „des Ungerechten“ Hdschr.; „gesetzlosen“ Lact.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)