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Nie war sie hier gegangen, ohne ihren Schritt zu verlangsamen und die großartige, vornehme Schönheit in sich aufzunehmen: die zwei mächtigen, schlanken Brudertürme, die wie in jubelndem Flug in die Höhe stürmen, in fröhlicher Krönung des ernsten, breit gestreckten Domes, der schwer, schwarz, massig daliegt und doch die subtilste Feinheit des kleinsten Schnörkels, des winzigsten Spitzbogens zeigt. Nie war sie hier gegangen ohne das dankbare, selige Beben vor der Schönheit.

Heute ging sie mit ruhigen, einförmigen Schritten vorbei, durch den Regen, die Kälte, den Schnee, die so schnell auf den falschen Frühling gefolgt waren. Nicht schneller, nicht langsamer ging sie weiter

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Grete Meisel-Heß: Suchende Seelen. Leipzig 1903, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Suchende_Seelen_(Meisel-He%C3%9F).djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)