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Zeugniß ablegt für seine fabelhafte Selbstsucht, als für seine erstaunliche Hellseherei – und mit dem er sich über alle Verdrießlichkeiten seiner Regierung hinwegsetzte, beruhigte er sich auch über die Bresche, die er in die Tradition gerissen durch die Einführung der Dirne an den Hof von Versailles.

Sie hatte die naive Gewissenlosigkeit einer Zigeunerin, sie kannte weder Haß noch Liebe, noch Reue oder religiöse Scrupel oder irgend ein anderes von den sogenannten tieferen Gefühlen, welche das Herz schwer, und die Seele dunkel machen; sie war unbedeutend, herzlich unbedeutend – aber eine ganz kleine, unbezahlbare Kunst verstand sie doch, und das war: die schwarzen Schmetterlinge aus des Königs Nähe zu verjagen.

Ihre lustigen Pariser Liedchen, ihre grisettische Ausgelassenheit, ja selbst ihre zischelnde Aussprache – Alles amüsirte ihn an ihr. Sein Lebenlang von der Langenweile Derer, die der Unterhaltung leben, verfolgt, liebte er in ihr die einzige Person, die es je vermocht hatte, mit dieser Langenweile fertig zu werden.

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Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)