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Ich hege keine Angst, keine Sorge, dass mein wissenschaftliches Streben noch nicht am Ziele, mich schreckt nur, wenn mein Glück bei Dir gemindert wird.

Keaou Lẅan.

Ich härme mich schweigend, aber die Gefühle meines Herzens nehmen lebendigen Theil an Allem, was vorgeht. Obgleich mich der Gram bei dem Gedanken der Trennung niederbeugt, so zwing ich mich doch und zeige einen Blick der Ergebung und Zufriedenheit.

Bald darauf brach der Tag an und das Pferd, welches den Geliebten seiner Braut entführen sollte, stand schon an der Thüre gesattelt und gezäumt. Der alte Wang hielt in der innern Halle schon Wein in Bereitschaft, und sein Weib und die anderen Frauen versammelten sich dort, um den Abschiedstrunk zu theilen. Tingchang machte eine Verbeugung und nahm Abschied. Lẅan sah wohl ein, dass der Gram sie überwältigte, und dass sie kaum die Thränen bergen konnte. Sie schlich sich deshalb verstohlen in ihr Zimmer, zog ein Stück schwarze Seide hervor (die gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten gebraucht wird), und schrieb darauf ein Gedicht von acht Zeilen. Dieses gab sie Minghea und beauftragte sie, den günstigen Augenblick abzupassen, wenn Tingchang das Pferd besteige, um es ihm geheim in die Hand zu drücken. Als der damit Beglückte ein Stück geritten war, brach er es auf und las, wie folgt:

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/050&oldid=- (Version vom 31.7.2018)