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„Ei!“ sagte Minghea, „mein junges Fräulein besitzt ja so ausgezeichnete Talente! Wär’ es nicht gut gethan, wenn Ihr ihm einige Zeilen senden würdet, worin Ihr ihn tüchtig ausscheltet, damit seine Erwartungen gänzlich niedergeschlagen werden?“

„Nein,“ antwortete Keaou Lẅan; „das junge Volk ist wild und leichtsinnig; ausschelten würde nicht viel fruchten; indess kann’s nicht schaden, wenn ich ihm einen guten Rath ertheile!“ Bei diesen Worten griff sie nach einem reich geblümten Papier und schrieb folgende acht Zeilen:

„Ich stand allein, vor der Halle, im grünen Schatten des keuschen Bambus –

Als mein Mädchen mir Deine Zeilen brachte – warum so tief ihr Sinn?

Dein ganzes Trachten scheint nur auf verbotene Freuden zu gehen –

Und Dein Herz hegt nur unzüchtige Gedanken – [1]

Wie kann einem kleinen Knaben erlaubt sein, den Zweig des duftigen Ölbaums zu brechen? [2]

Oder dem rauhen Morgenwind, in den perlengeschmückten Vorhängen ungestüm zu wehen?

Ich rath’ Euch, junger Mann, nicht in kindischen Träumen zu schwelgen –


Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/024&oldid=- (Version vom 31.7.2018)