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Louisd'or sich in der Glut des geheimnisvollen Feuers verdoppelte und verdreifachte. Ich habe bei Gelegenheit des Besuches auch Ihren Wunsch erfüllt und Ihr kleines Kapital aus dem Geschäft zurückgezogen. Ich hoffe, Sie werden es in ein paar Boutons für Ihre rosigen Ohren oder in eine Kette um Ihren weißen Hals verwandeln –, andernfalls würde mir diese Laune der schönen Marquise nicht ganz verständlich sein. Fast soviel als es ausmacht, habe ich bereits für Sie ausgegeben: Spitzen, Seidenstoffe, Hüte und Häubchen für Ihre reizende Person, entzückende kleine Möbel für den Pavillon – Ihren goldenen Rahmen – gehen heute nach Froberg ab.

Werden Sie jemals wieder daran denken, sich für mich zu schmücken, meine liebe Delphine? Sie haben keinen Liebhaber, – obwohl ich nur der Gatte bin, glaube ich, es behaupten zu können! – würden Sie nicht, versuchsweise, einmal mit mir vorlieb nehmen?! Ich heiratete Sie, weil Sie mich entzückten, Ihre junge Schönheit meiner Eitelkeit schmeichelte. Aber jetzt, Delphine, werbe ich um Sie, weil ich Sie liebe. Ich bin kein schmachtender Anbeter; ich kann Sie nicht einmal mit der ergreifenden Geschichte meiner Gattentreue rühren. Treue ist eine bourgeoise Tugend, die nach Frondienst schmeckt. Aber ich werde vermögen, was kein anderer vermag: Ihnen alle Herrlichkeit der Welt zu Füßen zu legen.


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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/289&oldid=- (Version vom 31.7.2018)