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das ihr nie etwas war, und diese letzte Sekunde schien ihr ein Köstliches.

Und sie tat einen Schleier über ihr Antlitz und erschien vor den Augen des Volks auf der hohen Treppe.

Die Menge flutete vor ihr zurück, denn ihr Schreiten war einer Göttin Schreiten, und keiner sah ihre Lippen von Blut leer. Und aber ihre Kräfte verließen sie vor ihrem Mut, und ohnmächtig stürzte sie auf die Steine.

Und wie die Kinnladen eines reißenden Tiers schloß sich der Pöbel neu .... die Gliedmaßen der Jungfrau zermalmt - und unter ihren Helmen und unter ihren Adlern grinsten die Barbaren zu dem Blutraub und Mord und besudelten die Majestät des Kaiserreich und das Bahrtuch der Antike.

Auf den Abend, während Alexandrien, die Verräterin der alten Jahrhunderte, sich in Fieberschrecken wälzte und schrie, wie mit dem Tode Ringende schrein oder Gebärende, lasen Amaryllis und Lucius die heiligen Gebeine der Jungfrau des Serapis auf.

So ließ unter den Fäusten Fanatischer und angesichts der Barbaren die letzte der Hellenen ihr Leben für ihren Glauben; und nur eine Dirne und ein Wüstling waren es, die ihre letzten Minuten ehrten .... Doch was verschlägt das dir, du unvergänglich

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Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Der_Mord_an_der_Jungfrau_Barres_Maurice.djvu/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)