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bis sie hinauf zur Welt stieg und unglücklich ward, weil sie sich einbildete, daß es nötig sei, eine Seele zu haben. Hätte doch irgend ein welterfahrenes Wesen der armen Undine erklärt, daß Seelenbesitz der entbehrlichste von allen ist, und daß die kalten, schlüpfrigen Fischchen am besten durch die Welt kommen, mit ihren geheimnisvoll grünlichen Augen, die so tief scheinen und auf deren Grund gar nichts ist.

Wir haben hier einen Offizier kennen gelernt, der die Mounted Police des Distriktes befehligt. Im Winter muß das ein recht einsamer Posten sein, wenn das Hotel geschlossen ist und die ganze Welt weit und breit unter tiefem Schnee begraben liegt. Im Sommer dagegen und auch jetzt noch in den schönen Herbsttagen scheint Kapitän White ein ganz lustiges Leben zu führen. Er ist beständig hier im Hotel und die Damen sehen ihn alle als eine Art Badedirektor an, der für die Vergnügungen der ganzen Gesellschaft verantwortlich ist. In der Halle, wo in zwei großen Kaminen halbe Baumstämme knisternd verbrennen und an den Wänden und auf dem Boden herrliche dicke Felle liegen, flirtet er mit schönen blauäugigen Kanadierinnen, die hier mit allerhand Sports die Saison zubringen; er flirtet mit amerikanischen »Summer Girls«, die es origineller gefunden haben, sich Kanada statt Europa

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)