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solchen Geschöpfen jene Verehrung entgegenbrächten, die vielleicht das Anmuthigste und Beglückendste ist, was das gesellschaftliche Leben beiden Geschlechtern bietet. Den Vorwurf einer solchen Dummheit aber möchte ich auf meinem eigenen Geschlechte doch nicht sitzen lassen.

Dr. Moriz Haupt.

Am 29. Juli aber gab es noch ein kleines Satyr-Nachspiel:

Und nochmals der „physiologische Schwachsinn des Weibes“. Eine Anzahl Briefe und Karten sind uns zugekommen, die durchwegs mit dem Verfasser des Feuilletons „Der physiologische Schwachsinn des Weibes“ Dr. P. J. Möbius sehr scharf ins Gericht gehen. Da schon Dr. Moriz Haupt in einem geistvollen Feuilleton die Angriffe des Leipziger Neurologen zurückwies, können wir es uns versagen, die Fülle der Grobheiten zu reproduziren, welche nun auch in Budapest dem deutschen Gelehrten gespendet wird. Doch zur Charakteristik des Echos, welches Dr. Möbius weckte, sei der folgende Brief sozusagen als „Kostprobe“ zum Besten gegeben: „Sehr geehrter Herr! Wären meine Mädels heute nicht 13 und 11 Jahre alt und ich nicht 32 statt 45 – so hätten mich meine Freunde als Diejenige bezeichnet, die Ihnen dieses „O, Du …“ über Dr. Möbius gesagt hat. Man thut dem „O, Du …“ wirklich zu viel Ehre an, wenn man über seinen Blödsinn Feuilletons schreibt. Dieses Buch hätte todtgeschwiegen werden müssen – das wäre das Richtige gewesen. Ich sehe jetzt Dr. Möbius in seinem Arbeitszimmer mit einer Regalitas im Munde – auf und abgehend. Auf seinem Schreibtische liegt ein Stoss Zeitungen, Briefe und Broschüren, alles Kritiken über seinen jüngsten Blödsinn. Er lächelt vergnügt, sieht im Geiste die hundertste Auflage seines Werkes – sieht sich reich an Gold und Ehren – dann aber lässt er traurig die Jahre der Arbeit und des Kämpfens an sich vorüberziehen, Jahre, während er nirgends beachtet worden und denkt bitter an jene Stunden der geistigen Unfähigkeit in welchen er, verbittert ob seiner Misserfolge: „den physiologischen Schwachsinn des Weibes“ anfing – und sagt sich: „So ein Mob; mit hundert gescheiten Sachen kann man ihn nicht fesseln, aber ein Blödsinn – und er hängt.“ So stelle ich mir’s vor. So und nicht anders. Denn ich allein stelle dem Herr Doktor wenigstens hundert Frauen vor, die erst als Frau Menschen geworden sind, und die trotz der Sorgen um Küche, Kind und Haus nicht nur nicht inferior geworden sind, sondern ihren einzigen Trost und Freude in geistiger Gymnastik finden, und die es auch zu etwas darin brachten. Und möchte ihm Männer zeigen, die nichts als gelderwerbende Maschinen sind, denen das Trinken und Kartenspielen die Erholung und die Tagesneuigkeiten der Zeitungen die geistige Nahrung ist. Uebrigens haben Sie Alles gesagt, doch wäre es mir lieber gewesen, wenn man den Mann todtgeschwiegen hätte. Sie haben aber für die Wahrheit gesprochen, drum drücke ich Ihnen warm die Hände. Ihre ergebene Malva Fuchs.“


Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)