Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/44

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wird". Das Männchen dieser Species ist beträchtlich grösser als das Weibchen,[1] und soweit Dr. Günther im Stande gewesen ist es nachzuweisen, ist dies bei Eidechsen aller Arten die allgemeine Regel. Bei Cyrtodactylus rubidus der Andaman-Inseln besitzen nur die Männchen praeanale Poren; und nach Analogie zu schliessen, dienen dieselben dazu, einen Geruch auszusenden.[2]

Fig. 33. Sitana minor. Männchen mit entfaltetem Kehlsacke (nach Günther's Reptiles of India).

Die Geschlechter weichen oft bedeutend in verschiedenen äusseren Merkmalen von einander ab. Das Männchen der obenerwähnten Anolis ist mit einem Kamme versehen, welcher dem Rücken und Schwanze entlang läuft und nach Belieben aufgerichtet werden kann; aber das Weibchen zeigt von diesem Kamme auch nicht eine Spur. Bei der indischen Cophotis ceylanica besitzt das Weibchen einen Rückenkamm, doch viel weniger entwickelt als beim Männchen, und dasselbe ist, wie mir Dr. Günther mittheilt, bei den Weibchen vieler Iguana, Chamaeleon und anderer Eidechsen der Fall. Bei einigen Species ist indessen der Kamm in beiden Geschlechtern gleichmässig entwickelt, so bei der Iguana tuberculata. Bei der Gattung Sitana sind allein die Männchen mit einer grossen Kehltasche (Fig. 33) versehen, welche wie ein Fächer auseinandergefaltet werden kann und blauschwarz und roth gefärbt ist. Diese glänzenden Farben bietet dieselbe aber nur während der Paarungszeit dar. Das Weibchen besitzt auch nicht ein Rudiment dieses Anhangs. Bei Anolis cristatellus ist der Angabe von Mr. Austen zufolge derselbe, wenn auch in einem rudimentären Zustande, beim Weibchen vorhanden und hellroth mit Gelb marmorirt. Ferner sind bei gewissen andern Eidechsen beide Geschlechter in gleicher Weise mit Kehlsäcken versehen. Hier sehen wir, wie in vielen früher erörterten Fällen, bei Species, welche zu derselben Gruppe gehören, den nämlichen Character entweder auf die Männchen beschränkt oder bei den Männchen bedeutender entwickelt als bei den Weibchen, oder auch in beiden Geschlechtern gleichmässig entwickelt. Die kleinen Eidechsen der Gattung Draco, welche auf ihrem von Rippen


  1. Mr. N. L. Austen hat diese Thiere lange Zeit lebendig gehalten, s. Land and Water, July, 1867, p. 9.
  2. Stoliczka, in: Journal of Asiatic Soc. of Bengal, Vol. 34, 1870, p. 166.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/44&oldid=- (Version vom 31.7.2018)