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in hohem Grade auffallend gemacht. In den süssen Gewässern der Tropenländer finden sich keine brillant gefärbten Corallen oder andere Organismen, welchen die Fische ähnlich werden könnten, und doch sind viele Species im Amazonenstrome schön gefärbt und viele der fleischfressenden Cypriniden in Indien sind „mit glänzenden Längslinien verschiedener Farben" geschmückt.[1] Mr. M'Clelland geht bei Beschreibung dieser Fische so weit, zu vermuthen, dass „der eigenthümliche Glanz ihrer Farben als ein besseres Ziel für Eisvögel, Seeschwalben und andere Vögel diene, welche dazu bestimmt seien, die Anzahl dieser Fische in gewissen Schranken zu halten". Aber heutigen Tages werden nur wenige Naturforscher annehmen, dass irgend ein Thier auffallend gemacht worden sei als Hülfsmittel zu seiner eigenen Zerstörung. Es ist möglich, dass gewisse Fische auffallend gefärbt worden sind, um Vögeln und Raubthieren anzuzeigen, dass sie ungeniessbar sind (wie auseinandergesetzt wurde, als die Raupen besprochen wurden); es ist aber, wie ich glaube, nicht bekannt, dass irgend ein Fisch, wenigstens kein Süsswasserfisch, deshalb von fleischfressenden Thieren verschmäht würde, weil er widerwärtig wäre. Im Ganzen ist die wahrscheinlichste Ansicht in Bezug auf die Fische, bei denen beide Geschlechter brillant gefärbt sind, die, dass ihre Farben von den Männchen als eine geschlechtliche Zierde erlangt worden und dann in einem gleichen oder nahezu gleichen Grade auf das andere Geschlecht überliefert worden sind.

Wir haben nun zu betrachten, ob, wenn das Männchen in einer auffallenden Weise von dem Weibchen in der Färbung oder in andern Zierathen abweicht, dasselbe allein modificirt worden ist, so dass auch die Abänderungen nur von seinen männlichen Nachkommen ererbt worden sind, oder ob das Weibchen besonders modificirt und zum Zwecke des Schutzes unansehnlich geworden ist, wobei dann solche Modificationen nur von den Weibchen ererbt wurden. Es lässt sich unmöglich zweifeln, dass die Färbung von vielen Fischen als Schutzmittel erlangt worden ist. Niemand kann die gefleckte obere Fläche einer Flunder betrachten und deren Aehnlichkeit mit dem sandigen Grunde des Meeres, auf welchem der Fisch lebt, übersehen. Uebrigens können auch gewisse Fische durch die Thätigkeit ihres Nervensystems ihre Farben in Anpassung an umgebende Gegenstände, und zwar in


  1. Indian Cyprinidae, by Mr. J. M'Clelland, in: Asiatic Researches. Vol. XIX. P. II. 1839, p. 230.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)